Party in Berlin: „Bad Boys“ lösen Handball-Euphorie aus
Berlin (dpa) - Das gab es bisher nur bei den ganz großen Triumphen der deutschen Fußballer: Tausende Fans haben in Berlin den neuen Handball-Europameistern einen stimmungsvollen Empfang bereitet.
„Unglaublich“, hauchte der Gummersbacher Champion Julius Kühn mit einer vom Feiern belegten Stimme ins Mikrofon. Für Martin Strobel aus Balingen, als Aufbauspieler auch „Das Gehirn“ genannt, ist die EM-Zeit nur so verflogen: „Es ging so schnell vorbei. Am 27.12. haben wir uns hier in Berlin getroffen, dann ging es zack - und jetzt stehen wir wieder hier.“
Als Erster der „Helden von Krakau“ wurde in der vollen Max-Schmeling-Halle Bundestrainer Dagur Sigurdsson, einst Chefcoach der Bundesliga-Füchse in der Hauptstadt, euphorisch gefeiert. „Das ist meine Heimat“, rief der gar nicht kühle Isländer den schwarz-rot-goldenen Anhängern zu.“ Im Chor erwiderten die Fans: „Oh wie es das schön!“
Schon eine Stunde vor der Ankunft der EM-Sieger hatten sich die Fans vor den Eingängen der Halle gedrängt. DHB-Vizepräsident und Füchse-Manager Bob Hanning übermittelte bereits bei der Fahrt vom Flughafen Tegel nach Prenzlauer Berg Impressionen aus dem Mannschaftsbus in die sich immer weiter füllende Arena, wo dann rund 9000 Menschen gemeinsam mit den „Bad Boys“ eine eindrucksvolle Gold-Party zelebrierten. Gemeinsam mit DJ Ötzi sang die Feiergemeinde den deutschen Handball-Helden „Geboren, um dich zu lieben“.
Der gebürtige Berliner Tobias Reichmann, der nervenstarke Sieben-Meter-Schütze, war beeindruckt: „Wir werden es genießen.“ Der zukünftige Berliner Steffen Fäth prostete mit einem großen Bierglas den Fans zu. „Heute nicht, heute ist unser Tag, heute kann uns niemand schlagen“, sang Finn Lemke vom SC Magdeburg. „Vor sieben Tagen habe ich noch auf dem Sofa gesessen. Das ich Teil dieser geilen Mannschaft sein kann, ist unglaublich“, sagte Nachrücker Kai Häfner.
Auf den großen Videoschirmen bekamen die Fans in der Schmeling-Halle noch einmal die Highlights des sensationellen 24:17-Finalerfolges gegen den zweimaligen Weltmeister Spanien präsentiert. Die Paraden von Super-Wolff, jedes deutsche Tor und der Schlusspfiff wurden so bejubelt, als sei es eine Live-Übertragung. „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, schallte in unregelmäßigen Abständen durch die Heimstätte des Berliner Handball-Bundesligisten Füchse.
„Wir haben alle in die Maschine gekriegt, das war nicht so einfach“, berichtete DHB-Vize Hanning vom Flug nach Berlin: „Die ganze Euphorie hat die Mannschaft getragen. Wie sind stolz, wenn 50 Prozent der Bevölkerung das Endspiel gesehen haben. Vielleicht schaffen wir es bei Olympia, dass wir 75 Prozent hinter uns bringen.“ Rund 13 Millionen TV-Zuschauern hatten am Sonntag den EM-Triumph von Torwartheld Andreas Wolff live verfolgt.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, sieht in dem EM-Team ein Vorbild: „Was diese junge Mannschaft mit Willenskraft und Entschlossenheit geschafft hat, wird in die Sportannalen eingehen.“