Griffith-Joyners Weltrekord vor 25 Jahren

Düsseldorf (dpa) - Am 21. September 1998 um 6.30 Uhr fand Al Joyner seine Frau im gemeinsamen Haus im kalifornischen Mission Viejo tot auf. Zehn Jahre zuvor hatte Florence Griffith-Joyner bei den Olympischen Spielen in Seoul mit ihrem 100-Meter-Weltrekord von 10,49 Sekunden die Welt verblüfft.

„Flo-Jo“, wie man die extrovertierte US-Supersprinterin mit ihrem grellen Outfit und den langen Fingernägeln nannte, wurde nur 38 Jahre alt. Zum 25. Jahrestag des Jahrhundertrekords bleibt die Dopingfrage aktuell - besonders nach den neuen Fällen um Tyson Gay und Asafa Powell.

„Der Rekord und ihr früher Tod sind ein absolutes Mahnmal, dramatisch und traurig“, sagte Ines Geipel, Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfe-Vereins (DOH) und selbst einst Sprinterin in der DDR. „Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass die runde Zahl zur Mahnung aufruft. Wir haben aber kein Stück Boden gewonnen, den Sport sauberer zu bekommen.“

Florence Griffith-Joyner wuchs mit zehn Geschwistern in Los Angeles auf. Mit sieben Jahren begann sie mit dem Sport und feierte als Teenager die ersten Erfolge. 1979 entdeckte der Trainer Bob Kersee das Talent. Vier Jahre später gehörte die Läuferin zum WM-Aufgebot in Helsinki, 1984 gewann sie bei den Olympischen Spielen in Los Angeles Silber über 200 Meter. „Die Leute beachten einen nicht, wenn du Zweite wirst. Deshalb wollte ich sehen, wie es sich anfühlt, die Nummer eins zu sein“, nannte sie ihren Antrieb.

Bei den Sommerspielen 1988 schaffte sie es dreimal: Griffith-Joyner gewann nicht nur über 100 Meter Gold in Weltrekordzeit, sondern auch über 200 Meter in 21,34 Sekunden. Zudem führte die US-Powerfrau die 4 x 100-Meter-Staffel zum Olympiasieg. Die bis heute unerreichten Sprint-Bestzeiten lösten nicht nur Begeisterung, sondern auch Skepsis aus. Schließlich wurde der Kanadier Ben Johnson in Seoul des Anabolika-Dopings überführt und von den Spielen ausgeschlossen. Mutmaßungen, positive Doping-Befunde von „Flo-Jo“ seien vertuscht worden, blieben Spekulationen.

Ihre Weltrekorde sind bis heute unantastbar geblieben. Selbst die überführte Dopingsünderin Marion Jones (USA) kam mit verbotenen Substanzen nicht an Griffith-Joyner heran: Bis auf 10,65 Sekunden konnte die zweitschnellste Sprinterin des Erdballs über 100 beschleunigen, über 200 Meter schaffte sie die persönliche Bestzeit von 21,62 Sekunden.

„Die Rekorde von Griffith-Joyner reihen sich an denen anderer an, die unerreichbar scheinen“, sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Dazu gehört auch der von Marita Koch über 400 Meter in 47,60 Sekunden vom Oktober 1985. Nicht umsonst habe der DLV seiner Rekordliste eine Präambel vorangestellt: In der wird darauf verwiesen, dass nach heutigen Erkenntnissen einige Rekordhalter unter dem Verdacht stehen, während ihrer Laufbahn gegen die Antidopingregeln verstoßen zu haben.

Florence Griffith-Joyner ist nie positiv getestet worden; bei der Obduktion wurden keine Folgeschäden durch eine mögliche Einnahme von Dopingmitteln festgestellt. Der Verdacht eines Zusammenhangs mit ihrem frühen Tod blieb trotzdem. „Letztendlich ist es Spekulation, aber eine mögliche Erklärung. Berechtigte Zweifel bleiben“, meinte Prokop.

Auf einer unter ihrem Namen gepflegten Website (www.florencegriffithjoyner.com) wird sie weiter wie eine US-Ikone verehrt. „Das Image von Flo-Jo, siegreich, die amerikanische Flagge bei den Olympischen Spielen in Seoul schwenkend, ist ein Testament für die Legende des 'American Dreams', ist dort zu lesen.