WM-Revanche und fette Prämien: Zürich lockt Stars

Zürich (dpa) - Die einen wollen eine schnelle WM-Revanche, die anderen eine fette Prämie: Nur vier Tage nach dem Ende der Weltmeisterschaften in Daegu treffen sich die Stars der internationalen Leichtathletik in der Schweiz schon wieder.

„Weltklasse Zürich“ ist nicht nur das wohl bekannteste, traditionsreichste und stimmungsvollste Meeting überhaupt, sondern auch eines von zwei Finals der lukrativen Diamond League. 40 000 Dollar gibt es für den Gesamtsieg in dieser Serie. Das ist nicht ganz so viel Preisgeld wie für einen WM-Titel (60 000 Dollar), aber immer noch Lockmittel genug für große Namen wie Robert Harting, Yohan Blake, Asafa Powell oder Jelena Issinbajewa. 19 Weltmeister von Daegu und auch 20 deutsche Athleten wollen in Zürich starten.

Harting reist als neuer und alter Diskus-Weltmeister, aber durch seine Knie-Probleme und eine Angina gleich doppelt gehandicapt ins Wimbledon der Leichtathletik. „Ich fühle mich nicht gut. Aber ich habe ja noch eine kleine Chance auf den Gesamtsieg“, sagte er. „Jetzt bin ich schonmal hier und will auch mein Bestes geben.“ Erst in zwei Wochen soll nach einer genauen Untersuchung entschieden werden, ob der 26-Jährige am Knie operiert werden muss oder nicht. Um nach dem WM-Titel auch den Diamant-Pokal zu gewinnen, müsste er allerdings seinen Vorjahressieg im „Letzigrund“ wiederholen und hoffen, dass Virgilijus Alekna aus Litauen nicht mehr als Platz drei erreicht.

Bei Stabhochspringerin Silke Spiegelburg verhält es sich genau umgekehrt. Sie enttäuschte in Daegu als Neunte, liegt in der Diamond League nach sechs von sieben Wettbewerben aber immer noch vorn. Härteste Rivalin der 25 Jahre alten Leverkusenerin ist Weltmeisterin Fabiana Murer aus Brasilien. Aber auch Weltrekordlerin Issinbajewa (Russland) könnte noch an Spiegelburg vorbeiziehen, da bei den Finals in Zürich und Brüssel doppelt so viele Punkte vergeben werden wie bei den anderen Meetings der Serie. Die WM-Zweite Martina Strutz springt am Donnerstag auch mit, hat aber keine Chance auf den Gesamtsieg.

Als erste Deutsche überhaupt hat Speerwerferin Christina Obergföll den Erfolg in ihrer Disziplinwertung schon sicher. Genau wie Hochspringer Raul Spank tritt sie in Zürich nur noch mit dem Ziel an, sich die 10 000 Dollar für den Tagessieg zu sichern und die große Enttäuschung von Daegu ein wenig vergessen zu machen. Ihr Triumph in der Diamond League wiegt die verpasste WM-Medaille zwar nicht auf. Doch Obergföll hatte bereits vor zwei Monaten betont: „Dies ist der Titel für die konstanteste Werferin der gesamten Saison.“

Die 30-Jährige ist nicht die einzige, die ihre Vorleistungen in der Diamond League beim Saisonhöhepunkt nicht bestätigen konnten. Es gibt eine lange Liste mit Namen wie Powell (100 Meter), David Oliver (110 Meter Hürden), Renaud Lavillenie (Stabhochsprung) oder auch Spiegelburg, die schon früh in der Saison fleißig Punkte gesammelt haben, dann aber in Daegu entweder verletzt oder nicht in Bestform waren. Die vielen Meetings und der damit verbundene Reisestress haben bei vielen Athleten einen optimalen Formaufbau für die WM erschwert.

Trotz der zeitlichen Nähe zur WM haben in Zürich aber auch diesmal wieder zahlreiche Stars zugesagt. Über 100 Meter kommt es zum Duell zwischen Weltmeister Blake und dem in Daegu noch verletzt fehlenden Weltjahresbesten Powell (beide Jamaika). „Ich bin sicherlich nicht bei 100, sondern vielleicht erst bei 65 Prozent. Aber ich habe viel Erfahrung mit Enttäuschungen. Ich weiß, wie man danach wieder zurückkommt“, sagte Powell. Für das Rennen über 3000 Meter Hindernis haben die Kenianer Ezekiel Kemboi und Paul Koech einen extra- schnellen Tempomacher gefordert. Beide wollen den Weltrekord knacken.