Champion Cortese muss sich hinten anstellen

Doha (dpa) - Vom Champion zum Schüler. Was sich wie ein extremer Absturz anhört, ist für Sandro Cortese ein gewollter Aufstieg. Der Moto3-Weltmeister startet am Sonntag in Doha zum Auftakt der Motorrad-Weltmeisterschaftssaison in der Moto2-Kategorie.

Dem Berkheimer wurde damit ein langgehegter Wunsch erfüllt. Doch erst der Titelgewinn öffnete ihm so manche Tür.

Vor allem in seiner schwäbischen Heimat. Langjährige Sponsoren, die den 24-Jährigen schon seit Jahren unterstützen, gründeten extra für Cortese einen neuen Rennstall, das Dynavolt IntactGP-Team. Den Teamchefs Wolfgang Kuhn, Stefan Keckeisen und Jürgen Lingg gelang es, zahlreiche Sponsoren vornehmlich aus der Region aufzutreiben, den Augsburger Chassis-Hersteller Kalex ins Boot zu holen und eine schlagkräftige Technikcrew für Cortese zu formieren. Es entstand eine Mannschaft, die sich viel vorgenommen hat und die mindestens zwei Jahre in dieser Form zusammenarbeiten will.

„Das Jahr 2012 war ein Traum. Ich versuche, viel Positives mitzunehmen. Aber eines steht schon fest: Ich fahre in der am härtesten umkämpften WM-Klasse“, sagt Cortese. Wohlwissend, dass es am Anfang schwer werden wird, überhaupt in die Punkteränge, also bis Platz 15, zu kommen. „Es wird ganz hart und ich weiß, was ich mir angetan habe. Es ist schon schlimm zu wissen, dass man nicht um Topplätze kämpfen wird. Aber ich will schnellstmöglich wieder dort ankommen, wo ich war“, betont Cortese.

Der Italo-Schwabe erklärt, noch nie so hart trainiert zu haben wie im zurückliegenden Winter. Drei bis fünf Stunden täglich arbeitete er mit seinem Fitnesstrainer im Studio, fuhr Fahrrad, ging Schwimmen, spielte Tennis. „Ich bin von Haus aus etwas faul, da musste er mir hin und wieder schon in den Hintern treten. Rücken, Schulter, Nacken, Arme - ich habe überall muskulär zugelegt. Etwa fünf Kilo Muskelmasse sind hinzugekommen“, erzählt Cortese. Hinzu kamen viele Teststunden auf dem neuen Bike. Gleich dreimal war er in Spanien unterwegs, um sich an die größere, vor allem aber schwerere und leistungsstärkere Kalex zu gewöhnen.

Cortese ist einfach glücklich mit seiner neuen Situation und der Gewissheit, auch für die nähere Zukunft abgesichert zu sein. „Wir wollen ihm den Rücken freihalten und lassen das Team sich entwickeln. Wir haben den WM-Titel erst in drei Jahren zum Ziel“, betont Teamchef Kuhn. Hinzu kommt für Cortese seine entspannte Familiensituation. Die Eltern unterstützen ihn großzügig, Freundin Anna ist sein Maskottchen und auch die Freunde sind die selben wie in Zeiten, als es nicht so lief. „Ich bin rundum zufrieden. Finanziell geht es mir gut, ich kann jetzt von meinem Beruf leben. Großartige Rücklagen sind aber nicht drin“, berichtet der Berkheimer.

Zudem freut er sich darauf, nun wieder öfter mit seinem Kumpel Stefan Bradl zusammen sein zu können. Tipps wird er vom Moto2-Weltmeister von 2011 aber kaum bekommen. „Wir reden nicht groß über Motorradfahren“, erklärt Cortese.