Red-Bull-Teamchef Horner verteidigt Vettel
Shanghai (dpa) - Sebastian Vettel erhält im Dauerzoff mit seinem verbitterten Teamkollegen Mark Webber weitere Rückendeckung von oben. Red-Bull-Teamchef Christian Horner verteidigte den dreimaligen Weltmeister vor dem dritten Formel-1-Saisonrennen in China.
„Sebastian hat in seiner Karriere nicht deshalb Erfolg gehabt, weil er unterwürfig war“, stellte der Brite nach den ersten Trainingsrunden in Shanghai klar. Hat Vettel nach seiner Befehlsverweigerung von Malaysia dazugelernt? „Ja“, sagte Horner.
Auf die Frage, ob er seine Autorität nach dem Verstoß Vettels gegen die Stallorder in Sepang untergraben sehe, antwortete der 39-Jährige: „Ich denke nicht.“ Alles wieder gut? Wohl kaum.
Vettel selbst zumindest gab sich nach seinem Frontalangriff auf Webber am Vortag gewohnt gelassen. Wie die Stimmung im Team sei, wurde der 25-Jährige gefragt. „So wie immer. Passt alles“, antwortete er nach seinem zehnten Platz beim Freitagstraining. Ob er nach seinen kompromisslosen Worten gegen den Australier einen atmosphärischen Unterschied wahrgenommen habe? „Der Unterschied ist mehr außerhalb der Box als innerhalb“, entgegnete der WM-Spitzenreiter.
Der Champion hatte Webber tags zuvor unmissverständlich zurechtgewiesen. Der Routinier habe den Sieg in Sepang nicht verdient gehabt, Unterstützung habe Vettel von dessen Seite auch nie bekommen. Außerdem deutete der Heppenheimer an, in mit Malaysia vergleichbaren Situationen wieder gegen die Stallorder zu verstoßen.
Mit seinen knallharten Worten brachte der Deutsche noch mehr Schärfe in den ohnehin brisanten Konflikt mit Webber. Dabei hatte der düpierte Stallrivale kurz zuvor noch betont, er wolle den Zwist hinter sich lassen. Vettel aber legte unbeeindruckt nach.
Horner ist sich dennoch sicher, dass sich Vettel nicht als heimlicher Teamchef sieht. „Er weiß, was sein Job ist. Er weiß, dass er ohne das Team keinen Erfolg haben kann.“ Horner gestand jedoch mit Blick auf Sepang ein: „In diesem Rennen hat er nicht gemacht, was ich wollte.“ Der Titelverteidiger hatte in Malaysia gegen den Boxenbefehl den führenden Webber noch überholt und das Rennen gewonnen. Seitdem schwelt der Streit.
Horner sieht zumindest öffentlich in dem Zoff kein großes Problem. „In der Formel 1 wirst du immer Konflikte unter den Fahrern haben“, meinte er. „Was uns betrifft, ist das 'Business as usual'“, sagte Horner, der nach eigenen Angaben ausgiebig mit Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz die Vorkommnisse aufgearbeitet hat.
In der Debatte um Weisungen von der Box meinte Horner: „Es hängt davon ab, was man als Stallorder definiert. Was Dietrich nicht sehen will, ist eine Situation, in der Fahrer einander nicht herausfordern dürfen.“ Motorsportchef Helmut Marko hatte kurz vor dem China-Rennen noch angekündigt, es werde grundsätzlich keine Teamorder mehr geben.
Bei seiner ersten Ausfahrt nach dem Eklat lief es für Vettel nicht nach Wunsch. Mit seiner besten Runde war er am Freitag 1,451 Sekunden langsamer als der Tagesschnellste Felipe Massa im Ferrari. „Gerade die Reifen scheinen sich hier nicht so leichtzutun, vor allem die weichere Mischung“, analysierte Vettel. „Man hat gesehen, dass sich alle schwertun.“
Ferrari hinterließ hingegen mit der weicheren Reifenmischung einen starken Eindruck. Massa fuhr in 1:35,340 Minuten die Bestzeit. Auf Rang zwei landete Australien-Sieger Kimi Räikkönen im Lotus vor Massas Teamkollegen Fernando Alonso aus Spanien.
Vorjahressieger Nico Rosberg fuhr im Mercedes als Vierter zurück an die Box, direkt vor Webber. „Auf eine Runde war es okay“, sagte der Wiesbadener. „Aber fürs Rennen, Mann oh Mann, meine weichen Reifen sind völlig auseinandergefallen. Das wird interessant am Sonntag.“
Für Adrian Sutil verlief der Auftakt vielversprechend. Der Force-India-Pilot wurde Achter. Sauber-Neuzugang Nico Hülkenberg kam dagegen nicht über Platz 17 hinaus und wies am Ende einen Rückstand von fast drei Sekunden auf Massa auf.