Ohne Akkreditierung bist du bei einem großen Sportereignis ein Niemand, ein armseliger Wurm, den jeder Ordner, Polizist oder Schwarzer Sheriff mit dem Daumen zerquetschen darf. Erst die Akkreditierung macht dich zum vollwertigen Mitglied der Euro-Medien-Gesellschaft, und wenn du Glück hast, kriegst du dann noch zur Begrüßung den -gefühlt- sechsundsiebzigsten Rucksack mit T-Shirt, Kuli Schreibblock, Baseballkappe und, neuerdings, USB-Stick.

Und dann beginnt sie, meine Euro-Tournee, mit den Stationen: Klagenfurt, Bern, Genf, Basel und Wien. Welche Vorfreude! In Klagenfurt ausgedehnte Spaziergänge am Kreuzbergl und eine Wörthersee-Rundfahrt, in Bern die Kunsthalle, das Einstein- Museum und das Berner Münster, in Genf der UNO-Palast der Nationen, der Genfer See und das Uhrenmuseum Patek Philippe, in Basel die riesige Kunstsammlung und der weltberühmte Zoo.

Ja, und erstmal Wien: die Hofburg, Schloß Schönbrunn, das Sissi-Museum, die Kaffeehäuser.. Halt, aufhören! Alles nur ein Traum, alles Quatsch, alles vollkommen neben der Realität! Da wird wie immer nichts draus, stattdessen gibt's, wie bei all den anderen Turnieren zuvor, den unnachahmlichen Mix aus Bahnhof/Flughafen, Hotel, Fußgängerzone und Stadion.

Die Kultur, sie muss warten bis zur Verrentung, so es sich nicht um Fußball-Kultur handelt. Aufregende Vormittage im Hotelzimmer mit Statistiken, Stapeln von Zeitungen und voll geschmierten Vorbereitungszetteln, lange Abende in den Stadien, bis der Platzwart das Licht ausknipst, Absacker an teuren Hotelbars, wenig Schlaf.

Bevor Sie anfangen zu weinen: Ich werde einen Heidenspaß haben, eine Reportage jagt die nächste, die Atmosphäre ist trubelig und international, und ich trage wieder mein T-Shirt: Da steht vorne drauf "Es gibt Wichtigeres als Fußball" und hinten "Aber nicht jetzt".