Wieder Grund zum Tanzen: Petkovic nach Sieg in Top 30
Charleston (dpa) - Nach dem Ende ihrer fast dreijährigen Durststrecke konnte sich Andrea Petkovic vor Gratulanten kaum retten. Selbst ihr großes Vorbild Steffi Graf meldete sich aus ihrem Domizil in Las Vegas zu Wort, um ihrer Begeisterung Ausdruck zu verleihen.
„Toller Sieg für Andrea Petkovic in Charleston!!! Nach vielen Verletzungspausen hat sie nie aufgegeben und diesen Sieg hoch verdient. Gratulation!!“, schrieb Deutschlands Tennis-Legende. Die „Gräfin“ hatte in der Vergangenheit mit Petkovic trainiert und hält große Stücke auf die Hessin.
Doch Petkovic, im Oktober 2011 einmal die Nummer neun der Welt, wurde immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen, das Jahr 2012 musste sie nahezu komplett auslassen. Als sie im vergangenen Jahr bei den French Open in der zweiten Runde der Qualifikation scheiterte, hätte sie fast den Schläger aus der Hand gelegt und ihre Karriere beendet.
Auch in den vergangenen Wochen wurde Petkovic immer wieder von Selbstzweifeln geplagt, weil es nicht richtig voranging. Den starken Auftritten im Fed Cup gegen die Slowakei folgten Pleiten in Doha, Dubai und Indian Wells. Für die extrem ehrgeizige Petkovic ganz bittere Erfahrungen. „Ich habe eine schwere Zeit hinter mir“, sagte sie in Charleston, wo sie nacheinander die gesetzten Spielerinnen Sabine Lisicki, Lucie Safarova und Eugenie Bouchard besiegte.
„Sie hat die ganze Woche ganz starkes Tennis gespielt und war endlich auch vom Kopf her bereit“, lobte Bundestrainerin Barbara Rittner die Vorstellungen ihrer einstigen Musterschülerin. „Das wird ihr viel Selbstvertrauen geben, der Turniersieg wischt die Zweifel weg“, sagte Rittner.
Petkovic sackte nach dem Matchball überwältigt in die Hocke und blickte ungläubig in ihre Box auf der Tribüne, wo ihre Mutter und Schwester sowie der neue Trainer Eric van Harpen sich jubelnd in den Armen lagen. „Der Sieg ist auch für ihn, er hat es nicht immer ganz einfach mit mir“, sagte Petkovic in Richtung ihres aktuellen Coaches. Völlig beschwingt tanzte sie nach dem Sieg über die grüne Asche des Centre Courts, so lange hatte sie keinen Grund mehr für ihren berühmten Petko-Dance gehabt.
Danach flossen die Tränen. „Dieser Sieg ist sehr emotional. Ich war einfach erleichtert und stolz, dass ich es nach all den Verletzungen noch einmal geschafft habe.“ Abheben wird sie aber nicht. „Ich habe noch einen langen Weg vor mir und noch sehr viel Potenzial, das es auszuschöpfen gilt“, sagte Petkovic, die letztmals 2011 in Straßburg triumphiert hatte, „aber ich merke, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“
Wohl kaum einer Spielerin gönnte die Tennis-Szene diesen Erfolg mehr als der hessischen Frohnatur. Die amerikanische Tennis-Ikone Chris Evert schrieb bei Twitter. „Ein sehr populärer Champion. Toll gekämpft, sehr verdient. Hoffentlich kommt noch mehr.“ Auch Ana Ivanovic, die parallel das WTA-Turnier in Monterrey gewann, Kim Clijsters und alle Fed-Cup-Kolleginnen meldeten sich zu Wort. Den Schwung des Erfolges will Petkovic jetzt mit ins Fed-Cup-Halbfinale in Australien (19./20. April) nehmen. „Eine selbstbewusste und wieder ruhigere Andrea Petkovic wird dem Team gut tun“, frohlockte Rittner.
Nach diesem dritten Turniersieg der Karriere gehört Andrea Petkovic wieder zu den 30 besten Tennisspielerinnen der Welt. Die 26 Jahre alte Darmstädterin machte in der Rangliste zwölf Plätze gut und liegt nun auf Rang 28. Damit würde sie beim zweiten Grand-Slam-Turnier der Saison, den French Open in Paris, Mitte Mai zu den gesetzten Spielerinnen gehören. Beste Deutsche bleibt Angelique Kerber auf Rang sieben, Sabine Lisicki ist 14.