Hintergrund Merkels CDU-Machtriege für das Wahljahr
Essen (dpa) - Fünf Stellvertreter werden der CDU-Vorsitzenden und Kanzlerkandidatin Angela Merkel im Bundestagswahljahr 2017 zur Seite stehen. Die engste Führungsriege wurde am Dienstag auf dem Parteitag in Essen unverändert wiedergewählt.
Nach dem Dämpfer für die CDU-Vorsitzende mit 89,5 Prozent gelang es keinem Vize, ein besseres Ergebnis als die Kanzlerin zu holen.
VOLKER BOUFFIER (64): Der Ministerpräsident der schwarz-grünen Koalition in Hessen führt einen wichtigen, eher konservativ geprägten CDU-Landesverband. Hessen gilt als ein schwarz-grüner Testlauf für den Bund. Zuletzt war Bouffier als Bundespräsident im Gespräch. Er versteht sich aber als Landespolitiker. Im Bundestagswahlkampf geht es nach seinen Worten darum „ein rot-rot-grünes Polit-Abenteuer“ zu verhindern. Bouffier kam mit 85,4 Prozent auf das zweitbeste Ergebnis der Stellvertreter.
URSULA VON DER LEYEN (58): Die Tochter des früheren niedersächsischen Regierungschefs Ernst Albrecht ist seit 2013 Verteidigungsministerin - als erste Frau in Deutschland. So zierlich sie ist, so zäh und kämpferisch macht sie Politik. Die promovierte Ärztin wurde 2003 Sozialministerin in Niedersachsen, 2005 Bundesfamilienministerin und 2009 Arbeitsministerin. Sie wird immer wieder als Merkel-Nachfolgerin gehandelt. Doch in der Bundestagsfraktion ist sie nicht sehr beliebt - und in ihrer Partei auch nicht. Mit 72,4 Prozent erhielt sie in Essen wieder das schlechteste Ergebnis der Stellvertreter, verbesserte sich aber immerhin um knapp zwei Prozentpunkte.
THOMAS STROBL (56): Der Vorsitzende der CDU in Baden-Württemberg ist mit der Bildung der bundesweit ersten grün-schwarzen Landesregierung dort seit Frühjahr Innenminister. Er profiliert sich gerade mit einem scharfen Kurs in der Flüchtlings- und Asyldebatte. Kurz vor dem Parteitag legte er ein Papier dazu vor, für das er Beifall von der CSU bekam und das dann auch teilweise vom CDU-Vorstand in den Leitantrag aufgenommen wurde. Bei der Wahl in Essen hat ihm das keine Punkte eingebracht. Er verschlechterte sich von 75,2 auf 73,9 Prozent Zustimmung.
ARMIN LASCHET (55): Er ist Chef des größten CDU-Landesverbandes. Ohne die CDU Nordrhein-Westfalens, die auf Parteitagen ein Drittel der Delegierten stellt, läuft nichts. Nach dem Wahldesaster für die NRW-CDU 2012 setzte Fußballfan Laschet auf Ausdauer und Teamspiel. Der Rheinländer und frühere Bundestags- und Europaabgeordnete gilt als Modernisierer. Seine große Herausforderung ist die Landtagswahl in NRW im Mai 2017, bei der er als Spitzenkandidat antritt. Sie gilt als Vorbote für die Bundestagswahl. Sein Leitsatz für den Wahlkampf: „Nicht schielen auf Koalitionen, dann sind wir am stärksten.“ Der Parteitag stärkte dem Merkel-Unterstützer mit einem Ergebnis von 81,9 Prozent den Rücken - ein Plus von fast sechs Prozentpunkten.
JULIA KLÖCKNER (43): Die Landes- und Fraktionschefin in Rheinland-Pfalz schaffte es, den zerstrittenen CDU-Verband zu befrieden und die Partei wieder nach vorn zu bringen. Im Zuge der Flüchtlingskrise verlor sie aber die Landtagswahl im vorigen März, obwohl lange alle Signale auf Sieg gestanden hatten. Ein herber Rückschlag. Klöckner war zwischenzeitlich Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesagrarministerium, ging aber für den CDU-Landesverband wieder nach Mainz. Nach Tagen der Abwägung, ob sie aufhört, entschloss sich Klöckner für das Weitermachen. Sie gilt als großes Talent in der CDU. Bei der Vorstandswahl verlor sie zwar mehr als zehn Prozentpunkte, kam aber trotzdem mit 86,2 Prozent auf das beste Ergebnis der Stellvertreter.