Porträt: Friedrich - Kein Mann starker Worte
Berlin (dpa) - Hans-Peter Friedrich ist kein Mann, der sich in den Vordergrund drängt. Starke Worte sind dem CSU-Mann aus Oberfranken fremd. Bevor sich der Bundesinnenminister äußert, wägt er seine Worte gründlich ab.
Einen „Aufstand der Anständigen“ auszurufen, wie es Kanzler Gerhard Schröder (SPD) einst im Kampf gegen Neonazis tat, oder von einer „Schande für Deutschland“ zu sprechen, wie Angela Merkel es heute tut - so etwas ist Friedrich bislang nicht in den Sinn gekommen.
Stattdessen wirkt das Auftreten des gelernten Juristen in der Affäre um die rechtsextreme Terrorserie und die dramatischen Fahndungspannen eher nüchtern, zurückhaltend. So äußerte sich Friedrich anfangs erst öffentlich zu dem Fall, nachdem bereits Kritik an seinem Schweigen laut geworden war. Dabei sprach er erstmals von rechtem Terrorismus. Danach sorgten vor allem verbale Scharmützel mit Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) über die Konsequenzen aus den Fahndungspannen für Schlagzeilen.
Friedrich dringt vor allem auf strukturelle Reformen, setzt auf ein neues Abwehrzentrum gegen Rechts, fordert eine bundesweite Verbunddatei mit Daten über Rechtsextreme. Direkte Schuldzuweisungen vermeidet der CSU-Politiker. Dabei ist längst klar, dass für die meisten Pannen bei der Fahndung nach dem Terrortrio wohl die Verfassungsschützbehörden der Länder verantwortlich sein dürften.
Die Mordserie fiel darüber hinaus in die Amtszeiten von Friedrichs Vorgänger Otto Schily (SPD) und Wolfgang Schäuble (CDU). Der 54-jährige CSU-Mann ist gerade einmal neun Monate im Amt. Trotzdem regt sich auch in den eigenen Reihen Kritik an seinem Vorgehen in der Affäre, das manche Kollegen als blutleer empfinden. In den Berliner Koalitionsfraktionen wird bereits über die Einsetzung eines Sonderermittlers diskutiert, um die Fahndungspannen aufzuklären.
Für Erstaunen sorgt auch der Vorstoß der Fraktionschefs Volker Kauder (CDU/CSU) und Rainer Brüder (FDP), die für Dienstag alle Partei- und Fraktionsvorsitzenden zu einem Gespräch eingeladen haben, um das weitere Vorgehen zu erörtern. Welche Rolle der Innenminister dabei spielt, ist fraglich.
„Ich bin kein Hoppla-jetzt-komm-ich-Typ“, hat der Vater dreier Kinder einmal über sich selbst gesagt. Das hat er schon in seiner Zeit als CSU-Landesgruppenchef bewiesen. Damals verzichtete Friedrich weitgehend auf den Krawall, bewies dennoch oft Unabhängigkeit - und erwarb sich damit parteiübergreifend Respekt. Den Posten als Bundesinnenminister soll er zuerst abgelehnt haben. Er wird gewusst haben, warum.