Bahn will Billig-Töchter gründen

Tarif: der Staatsbetrieb plant „schlankere Strukturen“. Die Gewerkschaft fürchtet „Lohndrückerei“.

Berlin. Die Bahn will zur Kosteneinsparung bis zu 30 regionale Tochtergesellschaften mit rund 9000 Beschäftigten, die meisten von ihnen Lokführer, gründen. Dies habe der Konzernvorstand im Februar beschlossen, berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf interne Bahn-Unterlagen.

Ziel seien "schlankere Strukturen", um gegenüber der Konkurrenz wettbewerbsfähig zu sein, bestätigte ein Bahn-Sprecher. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet "Lohndrückerei".

Dem widersprach die Bahn. Nach den hohen Tarifabschlüssen habe der Konzern "immer erklärt", dass er wettbewerbsfähige Strukturen schaffen müsse, sagte der Bahn-Sprecher. Mit den künftigen Tochtergesellschaften verfolge die Bahn nicht das Ziel eines Lohndumping. Ziel sei vielmehr das Anbieten wettbewerbsfähiger Preise.

Vorbild für die Neugründungen soll die Regionalgesellschaft "DB Heidekraut GmbH" sein, die nicht unter den Tarifvertrag fällt und mit der der Konzern die Ausschreibung für den Regionalexpress zwischen Aachen und Siegen gewann.

Verdi habe die Erfahrung machen müssen, dass DB-Regionaltöchter wie die Heidekrautbahn zum Zweck der Lohndrückerei gegründet würden, sagte der Bundesfachgruppenleiter Schienenverkehr, Stefan Heimlich.

Der designierte Arbeitsdirektor der Bahn und Ex-Transnet-Chef, Norbert Hansen, erklärte dagegen, im gültigen Tarifvertrag sei vereinbart, dass die Bahn keine Auslagerungen mit dem Ziel der Tarifflucht betreiben dürfe. "Es wird unter meiner Verantwortung keine Tarifflucht geben."

Bei der Aufsichtsratssitzung habe er die Zusage erhalten, "dass in den neuen Tochtergesellschaften keine Tarif- und Arbeitsbedingungen eingeführt werden ohne das Einvernehmen mit den Tarifpartnern und Betriebsräten".

Hansen soll am Donnerstag vom Aufsichtsrat der Bahn zum Arbeitsdirektor ernannt werden. Nach der geplanten Teilprivatisierung wird er Arbeitsdirektor der Holding DB AG. Margret Suckale, bislang Personalvorstand, soll diesen Posten bei der Transportgesellschaft bekommen, in der die Bahn den Personen- und Güterverkehr zusammenfasst.

Sie wäre damit Untergebene Hansens. Am Wechsel Hansens in den Bahn-Vorstand gibt es heftige Kritik an der Basis der Gewerkschaft Transnet. Vertrauensleute im Bezirk Nord-Ost erklärten, sie hielten die "zeitlichen und politischen Umstände der persönlichen Entscheidung von Norbert Hansen" für "schädlich für die gesamte Gewerkschaftsorganisation".

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