Bundestagsbeschluss: Bahn frei für die Privatisierung

24,9 Prozent des Personen- und Güterverkehrs gehen an die Börse. Was das für die Kunden bedeutet, ist offen.

Berlin. Der Börsenzug von Bahnchef Hartmut Mehdorn kann jetzt Fahrt aufnehmen. Vor kurzem noch wäre das seit mindestens vier Jahren umkämpfte Projekt der Bahn-Teilprivatisierung beinahe auf dem Abstellgleis gelandet. Jetzt aber gab sich die Große Koalition nach vielen Widerständen auch in den eigenen Reihen einen Ruck und stellte die Weiche in Richtung Börsenparkett.

Dieses Großereignis - nach ähnlichen Schritten der anderen beiden Ex-Staatsmonopole Telekom 1996 und Postleistung im Jahr 2000 - wollen Mehdorn und Wolfgang Tiefensee (SPD) nach Expertenangaben mit ihrem Namen verbinden. Zu groß sei der Elan beider in der Sache, um sich das entgehen zu lassen.

Für Mehdorn geht ein Traum in Erfüllung, nachdem er im Frühjahr 2006 bereits von seinem Mentor und Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) vor einem übereilten Privatisierungsschritt bewahrt worden war. "Die Bahnaktie ist ein Wachstumswert", frohlockte er jetzt in Frankfurt, wo man gespannt auf die Zeichnungsphase für die künftigen Bahn-Aktionäre ab September blickt. Ende Oktober soll das Preisangebot für die Aktie stehen.

Die Einnahme-Erwartungen sind auf eine Spanne zwischen drei und acht Milliarden Euro gerichtet. Notfalls will Mehdorn aufs Frühjahr 2009 ausweichen. Das aber ist manchem Koalitionär nicht recht, denn in einem Halbjahresabstand zur Bundestagswahl im Herbst 2009 könnten die Bahnreform-Gegner bei der Masse der Fahrgäste punkten.

Privatanleger sollen 24,9 Prozent an der Privatisierungstochter DB Mobility Logistics AG erwerben dürfen. Allerdings ist - nach bisherigen Meldungen - geplant, die dicken Brocken an strategische Anleger wie Fonds oder Banken abzugeben. Neben einem schmalen Portefeuille an Mitarbeiter-Aktien soll nur ein verschwindend geringer Teil auch vom breiten Publikum erworben werden können. Das ist etwas völlig anderes als die breitgestreute Ausgabe von Volksaktien, die die SPD nach ihrem spektakulären Parteitag im Oktober 2007 beinahe zur Bedingung der Privatisierung gemacht hätte.