Hoher Ölpreis Gift für die Airlines

Luftfahrt: Viele Gesellschaften erhöhen Kerosinzuschläge und Gebühren. Experten befürchten Pleitewelle.

Hamburg. Die explodierenden Ölpreise könnten drastische Auswirkungen auf die internationale Luftfahrt haben. Schon über der Marke von 120 Dollar pro Fass ist laut einer Studie von Credit Suisse kein profitables Fliegen mehr möglich. Aktuell kostet ein Fass US-Öl rund 130 Dollar.

Viele Fluggesellschaften erhöhen ihre Kerosinzuschläge inzwischen im Drei-Monats-Rhythmus. Die Lufthansa etwa verlangt inzwischen auf innerdeutschen und europäischen Verbindungen einen Treibstoffzuschlag von 42 Euro für Hin- und Rückflüge, bei Interkontinentalflügen 164 Euro. Tuifly hat im April im Einzelplatzgeschäft bei Städteverbindungen die Zuschläge auf acht bis 17 Euro je Strecke angehoben.

Viele Billigfluggesellschaften versuchen, den Kostenanstieg durch neue Gebühren auszugleichen. "Die explodierenden Treibstoffpreise führen dazu, dass sonstige Services aus dem Standard herausgelöst und extra berechnet werden", sagt Georg Jegminat, Luftverkehrsexperte beim Touristikfachblatt FVW. So seien Aufschläge für Gepäckstücke teils deutlich erhöht worden. Germanwings etwa verlangt nun pro Gepäckstück einen Zuschlag von bis zu zehn Euro. Ryanair kassiert sogar bis zu 20 Euro je Koffer.

Doch das alles wird nach Ansicht vieler Manager nicht reichen, wenn sich die Lage auf den Ölmärkten nicht bald entspannt. Tuifly-Chef Roland Keppler glaubt sogar: "Wenn der Ölpreis so hoch bleibt, wird das für die gesamte Branche ähnlich dramatische Auswirkungen haben wie die Terroranschläge des 11. September."

Daher wird intensiv nach Einsparmöglichkeiten gesucht. Die skandinavische SAS etwa will künftig langsamer fliegen. Bereits seit 2006 wurde das Verfahren in Norwegen getestet und hat seitdem bereits zu Einsparungen von zwölf Millionen Dollar geführt.

Der Kostendruck wird sich nach Ansicht von Condor-Geschäftsführer Jean Christoph Debus nur durch eine weitere Konsolidierung in der Branche lindern lassen. Michael O’Leary, der für seine markigen Sprüche bekannte Chef von Europas größtem Billigflieger Ryanair, prophezeit einer Reihe von Konkurrenten das Aus: Blieben die Ölpreise bis nächstes Jahr über 120 Dollar, "wird mancher Wettbewerber pleite gehen", sagt er. Mit jedem Ölpreisrekord wächst in der Branche die Zahl derer, die glauben, dass er Recht haben könnte.

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