Deutsch-französischer Zwist bei Airbus
„Wir tragen die Hauptlast der Sanierung“, sagen die Nachbarn und sind sauer.
Paris. Dass es im eigenen Laden kräftig brodelt, ist dem Chef der Airbus-Mutter EADS, dem Franzosen Louis Gallois, nicht verborgen geblieben. "Ja, es stimmt. Es fliegen Funken durch die Luft", hatte Gallois Ende vergangener Woche gegenüber einer Zeitung freimütig eingeräumt.
Das die französischen Beschäftigten des Flugzeugbauers zunehmend Front gegen ihre deutschen Kollegen machen, treibt auch Gallois um. Er warnte vor einem zunehmend vergifteten Klima durch die "sterilen Debatten".
10 000 Jobs muss Airbus, bedrängt vom schwachen Dollar und den Auslieferungsverspätungen beim Prestigeflieger A 380, im Rahmen seines milliardenschweren Sparprogramms "Power 8" abbauen. In Frankreich ist der Stellenabbau schon weit fortgeschritten, während er in Deutschland eher auf der Stelle tritt. "Das muss korrigiert werden", forderte Gallois, der sich um den Betriebsfrieden sorgt.
Für die französischen Airbus-Beschäftigten und Gewerkschaften, aber auch die regionalen Kammern am Standort Toulouse ist dieses Ungleichgewicht beim Jobabbau nur ein neuerliches Indiz, dass sich die Gewichte in dem Gemeinschaftsunternehmen zu Gunsten der Deutschen verschoben hätten. "Die Deutschen sind ultra-protektionistisch, schützen ihre Arbeitsplätze um jeden Preis und auf allen Ebenen."
In einem Brandbrief an die französische Wirtschaftsministerin wirft die Handelskammer von Toulouse den deutschen Partnern gar vor, die französischen Airbus-Standorte gezielt schwächen zu wollen. "Wie lange noch lassen wir zu, dass Deutschland unser technisches Wissen und unseren Anteil an der Airbus-Fertgung raubt?", heißt es in dem streckenweise polemischen Brief an Ministerin Christine Lagarde.
Hintergrund der jüngsten französisch-deutschen Querelen sind Gallois´ Ankündigungen, die Schrauben bei "Power 8" noch vor dem Sommer weiter anzuziehen und die Fertigung verstärkt auch in den billigeren Dollarraum zu verlegen.
Für Unmut sorgt bereits seit längerem, dass auch die Deutschen künftig den
A 320 fertigen sollen, der Airbus die Butter aufs Brot bringt, obwohl die Franzosen das Hamburger Werk für die Kabelpannen beim A 380 verantwortlich machen. Gegen diese "Prämie für Inkompetenz" hatte schon im letzten Jahr eine hiesige Gewerkschaft heftig polemisiert.
Der unlängst gescheiterte Verkauf von Airbus-Werken in Deutschland und Frankreich als Herzstück der Sanierung hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Etwa 2500 Deutsche sind zurzeit in Toulouse eingesetzt und nicht zuletzt damit beschäftigt, in aufwändiger Handarbeit die Riesenjumbos zu verkabeln. Dass die deutschen Gastarbeiter monatlich mit einem Zuschlag von 25Prozent auf das Gehalt entlohnt würden - "eine totale Ungerechtigkeit" - schürt wohl nicht zuletzt die Aversionen.