Ackermann: Wir sind keine „Monster“
Finanzkrise: Der Vorstandschef der Deutschen Bank warnt vor einer Dämonisierung des Weltfinanzsystems.
Frankfurt. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat die harsche Kritik von Bundespräsident Horst Köhler an der Finanzbranche als überzogen zurückgewiesen und vor einer Dämonisierung der Märkte gewarnt. Köhler hatte die Finanzmärkte Mitte vergangener Woche im Magazin "Stern" als "Monster" bezeichnet.
"Nur ein relativ kleiner Teil des Finanzsystems hat den Markttest nicht bestanden", konterte Ackermann in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). "Es wäre deshalb auch völlig falsch und schädlich für unser künftiges Wirtschaftswachstum und unseren Wohlstand, Finanzinnovationen wie Kreditderivate oder Verbriefungen generell zu dämonisieren."
Köhler hatte den Banken in überraschend scharfen Worten Versagen vorgeworfen. Die Finanzwelt habe sich in der seit Sommer 2007 anhaltenden Finanzmarktkrise "mächtig blamiert", sagte frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) dem "Stern". Nach dem Versagen vermisse er seitens der Banken als Schuldeingeständnis "ein klar vernehmbares mea culpa", hatte Köhler gesagt.
Ackermann entgegnete - als erster Spitzenbanker öffentlich - "Ich fühle mich da nicht angesprochen". Bereits im vergangenen Sommer habe er in einer populären Talkshow gesagt, dass die Banken Fehler gemacht hätten - inklusive der Deutschen Bank.
"Ich sehe keinerlei Indizien für eine neue Weltwirtschaftskrise", betonte der Vorstandsvorsitzende der größten deutschen Bank. Vielmehr sei es Banken und Aufsichtsbehörden gemeinsam gelungen, "ein extrem komplexes System wie das heutige Weltfinanzsystem im Griff zu behalten" und sie seien sich auch ihrer weiteren Verantwortung sehr bewusst.
Auch die Deutsche Bank sei nicht "ganz ohne Kratzer" davongekommen: "Aber das hält sich vergleichsweise doch sehr in Grenzen." Der deutsche Branchenprimus musste bisher infolge der Krise rund fünf Milliarden Euro Belastungen verkraften und war im Auftaktquartal 2008 erstmals seit fünf Jahren in die Verlustzone gerutscht.
An ihrem 25-Prozent-Renditeziel hält die Bank unvermindert fest, nachdem laut Ackermann sogar im hälftigen Krisenjahr 2007 noch 26 Prozent geschafft worden waren. "Wir haben alle Chancen, relativ stärker aus der Krise rauszukommen, als wir reingegangen sind".
Die Branche bemüht sich derzeit weltweit darum, aus den Fehlern zu lernen und beispielsweise mehr Transparenz zu schaffen. Ackermann bekräftigte, Anfang April habe er sich als Präsident des internationalen Bankenverbandes IIF erneut "klar und deutlich zur Verantwortung der Finanzindustrie bekannt".
Die Krise hatte weltweit bei etlichen Banken zu Milliardenbelastungen geführt, in Deutschland waren besonders die Mittelstandsbank IKB und die Sachsen LB in Existenznot geraten. "Was nur meist übersehen wird: Verluste wurden in dieser Krise nur in ganz wenigen Bereichen gemacht", sagte Ackermann. Damit verteidigte er auch die zum Teil immer noch üppigen Boni, die an die Investmentbanker ausgeschüttet worden waren.