Spitzelskandal erschüttert die Telekom

Der Konzern soll Telefondaten von Managern und Journalisten gespeichert haben. Telekom-Chef René Obermann äußerte sich "zutiefst erschüttert".

Bonn. Telekom-Chef René Obermann muss sich mit einer riesigen Bespitzelungsaffäre aus der Ära seines Vorgängers Kai-Uwe Ricke auseinandersetzen.

Obermann äußerte sich "zutiefst erschüttert" darüber, dass es beim Bonner Telefonriesen mehr als ein Jahr lang "Fälle von missbräuchlicher Nutzung von Verbindungsdaten" gegeben hat.

Nach einem Bericht des "Spiegel" soll es dabei um Kontakte von Managern und Aufsichtsräten zu Journalisten gegangen sein. Ausgewertet wurden die Daten von einer externen Firma, die auf IT-Sicherheit spezialisiert ist.

Die Telekom bestätigte den Bericht zumindest in Teilen: "Bei der Deutschen Telekom ist es nach derzeitigen Erkenntnissen im Jahr 2005 und nach aktuellen Behauptungen auch 2006 zu Fällen von missbräuchlicher Nutzung von Verbindungsdaten gekommen."

Gesprächsinhalte seien nicht genutzt worden. "Wir nehmen den Vorgang sehr ernst", sagte Obermann. "Wir haben die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und werden sie bei ihren Bemühungen um eine lückenlose Aufklärung unterstützen."

Ein Ermittlungsverfahren gibt es bislang nicht. "Die Deutsche Telekom hat uns ein etwas größeres Paket mit Unterlagen zukommen lassen, verbunden mit der Bitte, sie zu prüfen", sagte der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, Friedrich Apostel. Diese Prüfung in Hinblick auf eine mögliche strafrechtliche Relevanz laufe nun.

Nach Angaben der Telekom ist das Unternehmen bereits im Sommer 2007 aufgrund interner Hinweise einem Einzelfall nachgegangen und hat diesen aufgeklärt.

Der Deutsche Journalisten-Verband DJV spricht von einem "Angriff auf die Pressefreiheit". Der stellvertretende Telekom-Aufsichtsratschef Lothar Schröder sagte: "Es wäre ein weitreichender Skandal, wenn Manager, Aufsichtsräte und Journalisten bespitzelt worden wären."

Unklar ist, ob die Vorgänge nur in die Amtszeit von Obermanns Vorgänger Ricke fallen. Dieser war Mitte November 2006 von Obermann abgelöst worden.