Telekom schleuste Maulwurf ein - Obermann unter Druck

Der Abgleich von Telefondaten war dem Konzern wohl nicht genug. In der Redaktion von „Capital“ wurde ein Spitzel platziert.

Bonn/Düsseldorf. Die Telekom soll 2005 über Monate einen Maulwurf bei "Capital" platziert haben. Wie "Spiegel online" gestern Abend berichtete, beauftragte die Telekom 2005 eine Detektei, die den Maulwurf in der Redaktion des Kölner Wirtschaftsmagazins unterbringen und führen sollte. Die ungeheuerliche Aktion, heißt es, sei deutlich effizienter gewesen als der Abgleich von Telefonverbindungsdaten.

Hintergrund der Aktion war wohl, dass 2005 ein damaliges Betriebsratsmitglied Kontakt zu dem "Capital"-Redakteur Reinhard Kowalewsky hatte. Kowalewsky hatte in einem Artikel über geheime Planungen der Telekom berichtet und damit bei der Telekom-Spitze große Verärgerung ausgelöst.

Die Affäre fällt in die Amtszeit des früheren Telekom-Chefs Kai-Uwe Ricke und von Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel. Der frühere Personalvorstand der Deutschen Telekom, Heinz Klinkhammer, sagte dem "Handelsblatt", der Auftrag, die Lücken für Indiskretionen im Unternehmen zu finden, sei "aus dem Umfeld Ricke und Zumwinkel erteilt" worden.

Auch der amtierende Telekom-Chef Rene Obermann gerät jetzt unter Druck. Er hatte offenbar versucht, die Affäre nach außen zu vertuschen, als bereits im Sommer 2007 die erste Bespitzelung des "Capital"-Journalisten entdeckt wurde, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe. Dort wird auch der Name Kowalewsky genannt. Das Bonner Unternehmen informierte den "Capital"-Redakteur erst vor einigen Tagen, nachdem weitere Bespitzelungsfälle aufgetaucht waren.

"Die Telekom hat die Redaktion damals nicht informiert", gab ein Telekom-Sprecher der "Süddeutschen" gegenüber zu. Rückblickend könne man dies kritisch hinterfragen. "Wir sind damals aber davon ausgegangen, dass es sich um einen Einzelfall handelt", sagte er. Man habe gehofft, den Fall aus der Öffentlichkeit heraushalten zu können.

Obermann übernahm den Posten als Telekom-Chef im November 2006 von Ricke. Der Aufsichtsrat stärkte ihm nach einer Sitzung gestern Abend demonstrativ den Rücken.