Der Autohandel steuert in die Flaute
Nach dem Auslaufen der Prämie stockt der Verkauf. Dagegen gibt es bei den Zulassungen ein Rekordjahr.
Düsseldorf. Die Signale vom deutschen Automarkt sind derzeit widersprüchlich: Einerseits ist die Zahl der Auto-Zulassungen auf deutschen Straßen im September nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) mit dem Rückenwind der ausgelaufenen Abwrack- oder Umweltprämie gegenüber dem Vorjahresmonat nochmals um 21 Prozent auf 316.000 Fahrzeuge geklettert.
Andererseits verbuchten mit minus zwölf Prozent die deutschen Autohersteller sowie die Autohändler erstmals kräftige Einbußen in ihren Orderbüchern.
So registrierten, wie nach dem Auslaufen der 2.500-Euro-Prämie zum 2.September befürchtet, die freien Autohändler nach Angaben ihres Bundesverbands BVfK dramatische Einbrüche. "Der Absatz liegt rund die Hälfte niedriger als im August.
Wir haben ein absolutes Nachfrageloch bei kleinen und preiswerten Autos", sagte Verbandsvorsitzender Ansgar Klein der "Bild-Zeitung". Eine Sprecherin des führenden Branchenverbands, dem Zentralverband des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK), bestätigte für September ebenfalls deutliche Einbußen ohne Zahlen zu nennen.
Im August hätten die Autohäuser dagegen noch ein Plus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gehabt. "Es ist wieder Normalität eingetreten", sagte die Sprecherin.
Damit löst sich auch der Widerspruch auf: Grund für das weiter hohe Zulassungsplus ist, dass erst im September viele Autos aus der Abwrack-Aktion ausgeliefert und angemeldet wurden. Wegen des Nachfragebooms gab es zum Teil lange Lieferfristen. Derzeit haben Autokäufe für viele an Reiz verloren, denn über die Prämie von insgesamt fünf Milliarden Euro haben sich rund zwei Millionen Deutsche mit Neu- und Jahreswagen eingedeckt.
Für den Automobil-Experten Ferdinand Dudenhöffer sind die freien Kfz-Händler "eine unbedeutende Gruppe". Sie ständen für weniger als fünf Prozent der verkauften Neuwagen in Deutschland. Allerdings rechnet auch Dudenhöffer in den kommenden Monaten mit einem deutlichen Rückgang der Auftragseingänge, der insbesondere im Frühjahr eine neue Rabattschlacht im deutschen Automarkt auslösen werde.
2010 dürfte die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland als Folge der Abwrackprämie um eine Million Fahrzeuge sinken, schätzte er. Untersuchungen gehen davon aus, dass es sich zu rund der Hälfte um vorgezogene Käufe gehandelt hatte.
Die staatliche Konjunkturspritze wird den deutschen Automarkt in diesem Jahr dennoch beflügeln. Der VDA geht davon aus, dass 2009 deutlich mehr als 3,5 Millionen Autos neu zugelassen werden. Andere Schätzungen gehen von einem Absatz von 3,8 Millionen Autos aus - das wäre der höchste Wert seit zehn Jahren. 2008 wurden im Gesamtjahr 3,09 Millionen Autos neu zugelassen.
Auch beim Export haben sich laut VDA die deutschen Autobauer mit minus elf Prozent im September wacker geschlagen. Insbesondere in den USA, dem größten Markt der Welt, haben die deutschen Hersteller deutlich besser abgeschnitten als ihre US-Wettbewerber.
So schrumpfte der US-Markt nach der dort ebenfalls ausgelaufenen Abwrackprämie insgesamt um 22,7 Prozent auf knapp 746.000 neu zugelassene Fahrzeuge. Der Rückgang der deutschen Marken lag dagegen nur bei drei Prozent.