Jil Sander: Comeback fürs Massenpublikum
Die deutsche Designerin entwirft Kollektionen für die japanische Kette Uniqlo.
Paris. Jil Sander ist wieder da. Fünf Jahre nach ihrem Abtritt von der Modebühne startet die deutsche Modeschöpferin ihr Comeback. Exklusiv für die japanische Modekette "Uniqlo" hat die "Queen of less" eine neue Kollektion unter dem Label "+J" entworfen. Schauplatz der Premiere ist Paris, wo die erste Uniqlo-Filiale auf dem europäischen Festland eröffnet hat.
Für die erfolgsverwöhnten Japaner tut die deutsche Star-Designerin genau das, was dem klassischen Jil-Sander-Prinzip eklatant widerspricht. Sie hat nicht luxuriöse Mode aus feinsten Tuchen für die kaufkräftige Karrierefrau entworfen, sondern Erschwingliches fürs Massenpublikum. Dafür hat sie selbst mehrere Wochen in Japan die Anproben der Kollektion überwacht
Die Wollmäntel, Daunenjacken und Blousons - alle in Anthrazit und Schwarz - tragen zwar die unverwechselbar schlichte Handschrift der Modepuristin, kosten aber lediglich 69 bis 149Euro. Kaschmirpullover, Jeans, Accessoires, T-Shirts sowie weiße Oberhemden und Blusen, ein Jil-Sander-Klassiker, runden die Kollektion ab.
Mit der hanseatisch-japanischen Allianz überrascht Jil Sander die Modewelt, denn zuletzt hatte sich die ohnehin zurückgezogen lebende Designerin noch rarer gemacht. Bekannte wussten nur zu berichten, dass sie viel Zeit mit Reisen verbringt. Kein Wunder, dass die Branche die inzwischen 65 Jahre alte Designerin, die in den 80er und 90er Jahren die Laufstege in Paris und Mailand eroberte, abgeschrieben hatte.
Der schmerzvolle Abschied aus dem eigenen Hause begann vor zehn Jahren, als der italienische Prada-Konzern 75 Prozent der Stammaktien der Jil Sander AG erwarb. Zwar blieb die Firmengründerin zunächst Vorstandschefin, aber nach dem Zerwürfnis mit Prada-Patriarch Patrizio Bertelli musste sie den Chefsessel räumen. Zwar kehrte sie 2003 noch einmal als Chef-Designerin in das kriselnde Unternehmen zurück und steigerte den Umsatz, aber im Jahr darauf kam es zum endgültigen Bruch.
Weil Jil Sander und der von ihr gegründete Konzern getrennte Wege gehen, darf ihr neuer Partner nicht mit dem Label "Jil Sander" werben. So ist die Bezeichnung "+J" entstanden: plus Jil eben. Der japanische Bekleidungskonzern "Fast Retailing", zu dem die Modekette Uniqlo gehört, zählt längst zu den Branchenführern in seiner Heimat.
Uniqlo (ein Wortmix aus "Unique Clothes" - "einzigartige Bekleidung" und von den Japanern als Yünikülo ausgesprochen) spielt dabei in derselben Liga wie die Ketten H&M aus Schweden, "Zara" aus Spanien oder Gap aus den USA.
In Europa ist die Kette weitgehend unbekannt. Das soll sich ändern. Denn zuletzt haben die quirligen Japaner den US-Markt aufgemischt, nun knöpft man sich Europa vor. Zuerst gingen sie nach London, binnen kürzester Zeit kamen dort 25 Filialen hinzu. Nun wollen sie auf dem Kontinent Fuß fassen. Der neue "Flagshipstore Paris Opera" liegt direkt neben der Garnier Opera und genau gegenüber vom Kaufhaus "Galeries Lafayette".