Dresdner Bank - Commerzbank : Einsparungen und Stellenabbau

Die Commerzbank erwartet durch die Übernahme der Dresdner Bank Einsparungen in Milliardenhöhe und will rasch Gespräche über den geplanten Abbau tausender Stellen führen.

Frankfurt/München. „Wirrechnen mit Synergien in Höhe von etwa fünf Milliarden Euro. Davonentfallen 3,6 Milliarden Euro auf klassische Kosteneinsparungen“, sagteder Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, Martin Blessing, am Montag inFrankfurt.

Die Gespräche über den angekündigten Abbau von weltweit 9000Stellen, davon 6500 in Deutschland, wollen die Institute noch in diesemMonat aufnehmen.

Die Allianz will die neue Bank nach den Worten ihresVorstandsvorsitzenden Michael Diekmann als Großaktionär mit einemAnteil von knapp 30 Prozent „einen Weg weit begleiten“. DieBundesregierung begrüßte den Zusammenschluss und wies Spekulationenüber politische Einflussnahme für diese nationale Lösung zurück. AlsKaufinteressent galt auch die China Development Bank (CDB).

Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter, der Marketingvorstand der neuenCommerzbank werden soll, versicherte, es werde eine „intensiveDiskussion mit den Arbeitnehmervertretern“ über den „unvermeidlichenStellenabbau“ geben. Bis Jahresende 2011 soll es keinebetriebsbedingten Kündigungen geben. Auch danach sollen sie laut Walter„möglichst vermieden“ werden.

Ver.di-Bundesvorstand Uwe Foullongbetonte in einem dpa-Gespräch: „Das ist ein Ergebnis, das uns nochnicht ausreicht. Wir fordern jetzt Verhandlungen zur Integration derDresdner Bank, in denen weitere Vereinbarungen zur Standort- undBeschäftigungssicherung getroffen werden.“

In Deutschland sollen nach Commerzbank-Angaben 6500 Vollzeitstellenwegfallen, 2200 davon im Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden.Grund dafür sei die geplante Ausdünnung des Filialnetzes und dieZusammenlegung der Kreditbearbeitung.

Das neue Institut soll 1200Filialen haben. Derzeit hat die Commerzbank 820 Filialen, die DresdnerBank ohne ihre Allianz-Bank-Filialen 720. Inklusive derAllianz-Bank-Filialen, in denen Dresdner-Bank-Berater in Filialen desVersicherungskonzerns Bankprodukte verkaufen, sind es 1074.

Weitere 700 Stellen sollen in der Mittelstandsbank der Commerzbankwegfallen, 1600 durch Zusammenlegung der zentralen Konzernsteuerung,2000 durch Zusammenschluss der Service-Bereiche. Commerzbank-Finanzvorstand Eric Strutz stellte klar: „Wir brauchen in Zukunft keinezwei Konzernzentralen mehr, in denen zwei Abteilungen das Gleichemachen.“

Insgesamt will sich die Bank von zahlreichen nicht zum Kerngeschäftgehörenden Aktivitäten trennen und dadurch die Bilanzsumme deutlichreduzieren. Vor allem das Investmentbanking, das bei der Dresdner Bankseit Jahren massiv Probleme macht, soll drastisch eingedampft werden.Die jährlichen Kosten sollen um insgesamt rund 1,9 Milliarden Eurogedrückt werden.

Nach Medienberichten dürften allein im LondonerFinanzzentrum 1000 Jobs bis 1200 Jobs bei der Sparte Dresdner Kleinwortwegfallen. Das wäre dort knapp jeder zweite Job in London. Grund seider Abbau von Doppelstrukturen. Insgesamt arbeiteten für DresdnerKleinwort weltweit 6000 Menschen.

Für die künftig auf Privat- und Firmenkunden fokussierte neueCommerzbank sieht Blessing, der auch Chef des größeren Bankkonzernsbleibt, Wachstumspotenzial in Mittel- und Osteuropa. Dort seien auchZukäufe denkbar.

Der Name Dresdner Bank dürfte auf lange Sicht aber wegfallen. AlsArbeitstitel für das fusionierte Institut nannten sowohl Blessing alsauch Walter „Commerzbank, die Beraterbank“. Blessing sagte: „Es hatwenig Sinn, zwei Marken zu behalten.“

Die Allianz hatte die Dresdner Bank 2001 für rund 23 Milliarden Euroübernommen und teuer saniert. Die Bank war infolge der seit Sommer 2007tobenden Finanzmarktkrise tief in die Verlustzone gerutscht. Vor allemdie Investmentbanking Sparte Dresdner Kleinwort geriet in Bedrängnis.„Wir sehen eine Konsolidierung als Chance für den deutschenFinanzplatz“, sagte Allianz-Chef Diekmann.

Am Sonntag hatte die Allianz entschieden, ihre Banktochter DresdnerBank für insgesamt 9,8 Milliarden Euro in zwei Schritten an dieCommerzbank zu verkaufen. Nach Abschluss des ersten Schrittes bisJanuar 2009 sollen die Aktionäre der Commerzbank im Februar in eineraußerordentlichen Hauptversammlung über die Verschmelzung abstimmen.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte am Montag in Pekingwährend seiner China-Reise: „Die Entscheidung ist gut für denFinanzplatz Deutschland.“ CDU-Finanzexperte Otto Bernhardt sagte, essei gut, dass neben der Deutschen Bank ein zweites großes Institutinternational eine Rolle spielen könne.

Geführt werden soll die neue Bank von neun Vorständen. Die Allianzschickt zwei Vertreter in den Aufsichtsrat: Konzernchef Diekmann, wirdstellvertretender Vorsitzender des Kontrollgremiums. Außerdem rücktAllianz-Vorstand Helmut Perlet in den Aufsichtsrat.