Dresdner Bank: Showdown am Sonntag

Übernahme: Kommen Allianz und Commerzbank zusammen, sind bis zu 12000 Stellen in Gefahr.

Frankfurt. An diesem Sonntag soll das Rätsel gelöst werden, wie es mit der Dresdner Bank weitergeht. Voraussichtlich wird die Beraterbank an die Commerzbank verkauft. Eine geplante Aufspaltung der für die Münchner verlustträchtigen Bank hat die Mutter Allianz kurzfristig gestoppt.

Gestern bestätigte der Versicherungskonzern zudem "fortgeschrittene Gespräche zur weiteren Entwicklung der Dresdner Bank". Bereits in der Nacht zum Freitag soll sich der Allianz-Vorstand auf die Grundzüge der Übernahme geeinigt haben. Für Sonntag haben alle drei beteiligten Häuser ihre Aufsichtsräte bereits zu außerordentlichen Sitzungen zusammengerufen.

Aus dem Spiel wäre damit die staatliche Entwicklungsbank CDB aus China, die den Deal in bar bezahlen wollte. In Finanzkreisen wird aber angezweifelt, ob die CDB jemals ernsthaft geboten hat. Von gegenseitigen Buchprüfungen, wie sie Commerzbank und Dresdner Bank seit Monaten ernsthaft betreiben, ist in der Branche nichts bekannt.

Die Chinesen haben sich bisher nicht zu einem solchen Engagement geäußert. Kenner der Szene vermuten, dass die Chinesen ein Teil der Verhandlungstaktik von Allianz-Chef Michael Dieckmann waren. Damit wollte er Commerzbank-Chef Martin Blessing beeindrucken. "Immer wenn Blessing Forderungen gestellt hat, wurde von der Allianz mit den Chinesen gedroht", hieß es

Die Allianz, die vor sieben Jahren für 24 Milliarden Euro die Dresdner gekauft hatte, steht jedenfalls unter Zeitdruck. Derzeit wird die Bank gerade noch auf neun Milliarden Euro taxiert. Offen ist, wie die Commerzbank den Deal, der in zwei Schritten vollzogen werden soll, finanziert. Vermutlich verkauft sie ihr Tafelsilber (Anteile an Linde und ThyssenKrupp sowie ihren Vermögensverwalter Cominvest).

Ferner soll eine Kapitalerhöhung geplant sein, die Allianz soll zum Teil mit Aktien bezahlt werden. In einem ersten Schritt könnte die Allianz der Commerzbank einen 51-Prozent-Anteil an der Dresdner Bank verkaufen, im kommenden Jahr den Rest. Am Ende könnte die Allianz weiterhin mit 25 bis 30 Prozent an der fusionierten, dann zweitgrößten deutschen Bank beteiligt bleiben.

Unklar ist die Zukunft der Investmentbank Dresdner Kleinwort, bei der auch die riskanten Wertpapiere liegen, die der Dresdner die Verluste brachten. Die Commerzbank dürfte die Bank radikal zusammenstreichen und sich von der Allianz die Milliarden-Risiken absichern lassen.

Schwierig wird es auch für die Mitarbeiter: 9000 bis 12000 Stellen von gemeinsam über 50000 sind in Gefahr. Das Filialnetz dürfte rigoros bei Doppelbelegung zusammengestrichen werden. Deswegen haben die Gewerkschaften auch die Chinesen favorisiert. Für den Finanzplatz Deutschland ist der Zusammenschluss günstig - unsere Banken sind viel zu klein.