Schwarz Pharma streicht radikal - 500 Stellen in Monheim bedroht

Arbeitsplätze: Ein Drittel der über 1500 Stellen am Standort Monheim sollen wegfallen. Die belgische UCB, seit zwei Jahren Eigentümerin, plant weltweit sogar 2000 Kündigungen.

Monheim. Schockierende Nachrichten am Donnerstag auf einer Betriebsversammlung bei Schwarz Pharma in Monheim: Rund ein Drittel der über 1500 Stellen am Rhein werden gestrichen. Wahrscheinlich schon in den nächsten Monaten wird damit begonnen. Die belgische UCB, seit zwei Jahren Eigentümerin des früheren Familienunternehmens, begründet das mit "schwierigen Zeiten" aufgrund von Patentabläufen. Man müsse sich für die Zukunft rüsten. weltweit wollen die Belgier 2000 Stellen streichen.

Mit der radikalen Kündigungswelle sind auch die letzten Hoffnungen dahin, dass Monheim verschont bleiben könnte. Dabei hatten die Belgier noch im September 2007 betont, dass die Integration der Schwarz Pharma in den UCB-Konzern abgeschlossen sei. Die große Kündigungswelle war ausgeblieben. Durch die Rheingemeinde ging ein Aufatmen. Schließlich ist Schwarz Pharma dort einer der größten Arbeitgeber.

"Auf der Betriebsversammlung war eine Stimmung wie auf einer Beerdigung. Viele konnten es gar nicht fassen", schilderte gestern Abend kurz nach der Verkündung der Hiobsbotschaft ein Mitarbeiter unserer Zeitung erste Eindrücke. Betroffen sind alle Bereiche von der Forschung bis zur Verwaltung.

"Es gab Gerüchte. Aber mit dieser unglaublich harten Entscheidung haben wir nicht gerechnet, das ist bitter", sagte der Monheimer Betriebsratsvorsitzende Jens Geyer. Er will retten, was zu retten ist. "Wir werden alles versuchen, für die betroffenen Kollegen eine möglichst gute soziale Abfederung zu erreichen."

Als im September 2006 die Fusion mit den Belgiern perfekt war, betonte Vorstandsvorsitzender Patrick Schwarz-Schütte, dass mit UCB ein Partner mit "ähnlicher Gesinnung" gefunden worden sei. "Beide sind Familienunternehmen. Und ein Riesenkonzern wäre für das Personal schlechter gewesen", hieß es. Die Äußerung wurde von vielen Mitarbeitern als eindeutig positiv gewertet. Nun, knapp zwei Jahre später, ist der Traum geplatzt.

In diesen wenig rosigen Zeiten erinnern sich wahrscheinlich viele Mitarbeiter gerne noch einmal an den Dezember 2006. Damals hatte Familie Schwarz-Schütte aus ihrem Privatvermögen jedem der weltweit 4500 Beschäftigten kurz vor der UCB-Übernahme 10000 Euro als Dank für die Leistungen geschenkt.