Konjunktur: Wirtschaft in düsterer Stimmung

Der Konsum geht zurück – und die Unternehmen leiden darunter.

München/Berlin. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich überraschend stark verschlechtert und Ängste vor einer Rezession geschürt. Bei den Verbrauchern macht sich Konjunkturpessimismus breit, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Dienstag berichtete.

Die Stimmung ist so trüb wie seit fünf Jahren nicht mehr. Nach Darstellung des Ifo Instituts fiel der Geschäftsklimaindex im August bereits zum dritten Mal in Folge auf nur noch 94,8 Punkte nach 97,5 Punkten im Vormonat. Drei aufeinanderfolgende Rückgänge wertet Ifo als Trendwende.

Das Statistische Bundesamt bestätigte unterdessen den Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal um real 0,5 Prozent. Erstmals seit vier Jahren schrumpfte damit die deutsche Wirtschaft. Doch trotz all dieser Bremsspuren, der Eurostärke und der hohen Energiepreise rechnen die meisten Experten nicht mit einem Absturz der Konjunktur Jahr 2008.

Unerwartet gut gefüllte Staatskassen hellten das trübe Bild etwas auf. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erzielten Bund, Länder, Gemeinden sowie Sozialkassen im ersten Halbjahr zusammen einen Überschuss von 6,7 Milliarden Euro.

Das ist deutlich mehr als vor einem Jahr. Der überraschend hohe Etatüberschuss löste in der Koalition aus Union und SPD prompt eine neue Debatte über zügige Steuersenkungen aus. Haushaltspolitiker der Koalition und das Bundesfinanzministerium warnten indes angesichts der Konjunkturrisiken vor übereilter Euphorie.

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn sagte zum Absturz des Geschäftsklimas auf den tiefsten Stand seit gut drei Jahren: "Die deutsche Wirtschaft gerät damit zunehmend in konjunkturell schwieriges Fahrwasser."

Viele Experten hatten lediglich einen leichten Rückgang des Konjunkturbarometers prognostiziert. Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft und beruht auf Befragungen von rund 7000 Unternehmen mehrerer Branchen.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, warnte vor einer Debatte um eine drohende Rezession und vor einer "Prophezeiung, die sich selbst erfüllt", wenn die Konjunktur ständig schlechtgeredet werde.

Vor allem in der Industrie kühlt sich dem Ifo Institut zufolge das Klima deutlich ab, aber auch in der krisengeschüttelten Bauwirtschaft und im Einzelhandel verschlechterte sich die Stimmung.

Bei vielen Industrieunternehmen gingen bereits die Aufträge zurück, auch vom Export werde weniger Unterstützung erwartet, sagte Ifo- Konjunkturexperte Gernot Nerb. Mit Neueinstellungen wollten sich viele Unternehmen jetzt eher zurückhalten.

Sorgenkind aber bleibt der Konsum, der schon im zweiten Quartal um 0,7 Prozent sank. Viele Verbraucher zögerten weiter mit größeren Anschaffungen, nur wenige rechneten mit einer raschen Konjunkturbelebung, berichtete das Marktforschungsunternehmen GfK in seiner Konsumklimastudie. Die Prognose für das Konsumklima sank für den September auf nur noch 1,5 Punkte - nach 1,9 im August. Der Wert hatte zuletzt im Sommer 2003 auf einem so niedrigen Niveau gelegen.