Übernahme: Schaeffler ist bei Conti am Ziel

Übernahme: Franken können in Hannover einsteigen. Bis 2012 allerdings nur als Minderheitsbeteiligte.

Hannover/Herzogenaurach. Nach einem der spektakulärsten Übernahmekämpfe der vergangenen Jahre ist die Schaeffler-Gruppe bei Continental am Ziel. Der wesentlich größere Dax-Konzern gab seinen langen Widerstand gegen einen massiven Einstieg des Familienunternehmens bei der Conti auf - Schaeffler machte im Gegenzug Zugeständnisse. Conti-Vorstandschef Manfred Wennemer steigt aus: Der 60-Jährige tritt zum 31. August nach fast sieben Jahren an der Vorstandsspitze zurück.

"Erhobenen Hauptes" so viel wie möglich für Conti herausholen bei den Verhandlungen mit Schaeffler - dies sei das Ziel Wennemers in den vergangenen Tagen gewesen, hieß es in Hannover. Die in der Nacht zu gestern erzielte Einigung sieht vor, dass Schaeffler das Übernahmeangebot von 70,12 Euro auf 75 Euro pro Aktie erhöht. Zudem verpflichtete sich Schaeffler zu einem Risikoausgleich bis zu einer Höhe von insgesamt 522 Millionen Euro für Verluste etwa steuerlicher Art, die entstehen könnten.

Schaeffler sagte zudem zu, das Engagement bei Conti innerhalb der nächsten vier Jahre auf eine Minderheitsbeteiligung von bis zu 49,99 Prozent zu beschränken. Eine komplette Übernahme aber hatte Schaeffler auch gar nicht angestrebt - das Ziel der Gruppe war ein Anteil von mehr als 30 Prozent. Damit hat Schaeffler faktisch die Mehrheit in der Conti-Hauptversammlung. Die Franken halten aktuell bereits acht Prozent an Conti und haben nach eigenen Angaben über die Finanzgeschäfte Zugriff auf weitere 28 Prozent.

Schaeffler sicherte außerdem zu, dass es gegen den Willen der Conti keine Veränderungen etwa in Bezug auf die Unternehmensform, den Sitz, die Konzernzentrale und die Geschäftsbereiche sowie die Börsennotierung gibt. Außerdem sieht die unbefristete Vereinbarung, die frühestens im Frühjahr 2014 gekündigt werden kann, umfangreiche Regelungen zum Schutz der Interessen der Conti sowie ihrer Aktionäre und Mitarbeiter vor.

So werde Schae-ffler ohne Zustimmung des Vorstands keinerlei Maßnahmen treffen oder unterstützen, die auf eine Änderung von Betriebsvereinbarungen oder tarifvertraglichen Vereinbarungen oder auf eine Abschaffung der paritätischen Mitbestimmung abzielten. Für die Einhaltung der Vereinbarungen soll als Garant Ex-Bundekanzler Gerhard Schröder sorgen.

Wennemer hat damit künftig nichts mehr zu tun. Als Kandidaten für seine Nachfolge gelten die Conti-Vorstände Alan Hippe (41) und Karl-Thomas Neumann (47). Laut Manager-Magazin soll Neumann am Samstag vom Conti-Aufsichtsrat berufen werden. Wennemers Rücktritt war angeblich nach freiwillig.

Er hatte Conti in den vergangenen Jahren vor allem durch Übernahmen zu einem der fünf weltweit größten Autozulieferer geschmiedet und deutlich breiter aufgestellt. Er galt aber auch als "Kostenkiller". Die IG Metall jedenfalls weine Wennemer "keine Träne nach", sagte Bezirkschef Hartmut Meine.