Commerzbank übernimmt die Dresdner Bank - 9000 Stellen fallen weg

Am Sonntagabend segneten die Aufsichtsräte beider Banken die Mega-Fusion ab. Die Commerzbank zahlt insgesamt 9,8 Milliarden Euro.

Frankfurt/Main. Die Commerzbank übernimmt für insgesamt 9,8 Milliarden Euro in zwei Schritten die angeschlagene Dresdner Bank und stemmt damit den größten Deal in der deutschen Finanzbranche seit Jahren.

Nach monatelangen Fusionsverhandlungen gaben die Aufsichtsräte der Commerzbank und der Dresdner-Bank-Mutter Allianz am Sonntag in außerordentlichen Sitzungen grünes Licht, wie die beiden DAX-Konzerne am Abend mitteilten. Damit entstehe „die führende Privat- und Firmenkundenbank in Deutschland“, hieß es in einer Pflichtmitteilung der Allianz.

Die Fusion wird nach Angaben der Commerzbank 9000 Vollzeitstellen kosten. Diese sollen „sozialverträglich abgebaut werden“, heißt es in einer Pflichtmitteilung der Bank. 2500 Stellen sollen im Ausland wegfallen, rund 70 Prozent davon entfällt auf Abwicklungs-, Steuerungs- und Produktionseinheiten sowie das Investmentbanking. Derzeit haben beide Banken laut Commerzbank zusammen knapp 67 000 Mitarbeiter. Das Filialnetz wird bis zum Jahr 2012 auf 1200 gestutzt.

Ver.di-Vorstand und Commerzbank-Aufsichtsrat Uwe Foullong sagte in einer ersten Stellungnahme: „Wir haben immer vor Großfusionen gewarnt. Das Mindeste, was wir jetzt vom Commerzbank-Vorstand erwarten, ist eine mehrjährige, umfangreiche sozialverträgliche Gestaltung des Prozesses.“ Die Gewerkschaft werde gemeinsam mit den ver.di-Betriebsräten „alle Hebel in Bewegung setzen, um die gefährdeten Arbeitsplätze zu retten“.

Die Commerzbank übernimmt zunächst 60,2 Prozent der Konkurrentin Dresdner Bank und will den Rest in einem zweiten Schritt erwerben. Abgeschlossen sein soll die Transaktion spätestens Ende 2009. Die Allianz wird mit knapp 30 Prozent größter Aktionär der neuen Commerzbank. Zudem erwirbt der Versicherungsriese die Commerzbank- Fondstochter Cominvest. Die Dresdner-Tochter Oldenburgische Landesbank bleibt in der Allianz-Gruppe.

Vereinbart wurde ein langfristiger Schirm für Risikopapiere, zu dem die Allianz 975 Millionen Euro sowie die Commerzbank 275 Millionen Euro beisteuert. Die Dresdner Bank war infolge der seit Sommer 2007 tobenden Finanzmarktkrise tief in die Verlustzone gerutscht, nach letzten Zahlen türmten sich knapp drei Milliarden Euro Belastungen auf. Vor allem die Investmentbanking Sparte Dresdner Kleinwort geriet in Bedrängnis. Die Allianz hatte die Dresdner Bank 2001 für rund 23 Milliarden Euro übernommen und teuer saniert.

„Aus der Integration der beiden Häuser ergibt sich ein Effizienzsteigerungs-und Synergiepotenzial, das für die Aktionäre des neuen Instituts die Chance auf erhebliche Wertsteigerungen eröffnet“, erklärte die Allianz. Kommt es wie geplant zu der Fusion, droht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa die Streichung von bis zu 10 000 Arbeitsplätzen. Insgesamt beschäftigen die beiden Banken allein in Deutschland gut 52 500 Mitarbeiter.

Auch bei den Filialen soll der Rotstift angesetzt werden: Derzeit hat die Commerzbank 820 Filialen in Deutschland; die Dresdner kommt auf 1074. In der Mitteilung vom Sonntag heißt es: „Mit insgesamt 1200 Filialen wird die Bank künftig für Privat- und Geschäftskunden noch besser erreichbar sein.“

Der Transaktionswert von 9,8 Milliarden Euro setzt sich wie folgt zusammen: In bar zahlt die Commerzbank 2,5 Milliarden Euro an die Allianz. Mit 3,4 Milliarden sowie weiteren 3,2 Milliarden Euro werden die Aktien bewertet, die die Allianz an den neuen Institut erhält. Schließlich schlägt der Wert der Cominvest-Übertragung mit 0,7 Milliarden Euro zu Buche. Weitere Details sollten am Montag bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben werden.

Das neue Institut aus Commerzbank und Dresdner Bank ist mit einer Bilanzsumme von knapp 1,1 Billionen Euro deutliche Nummer Zwei in der deutschen Bankenbranche hinter der Deutschen Bank mit einer Bilanzsumme von fast 2 Billionen Euro. Zusammen haben die beiden Institute in Deutschland nach letzten Angaben 12,3 Millionen Kunden. Damit entsteht in Deutschland jener zweite „nationale Champion“, den Politiker wiederholt gefordert hatten. Eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte am Sonntag: „Das ist eine Unternehmensentscheidung. Dazu werden wir uns nicht äußern.“

Außer der Commerzbank war zuletzt auch die China Development Bank (CDB) als potenzieller Käufer der Dresdner Bank gehandelt worden. Im Allianz-Vorstand gab es nach Informationen aus Finanzkreisen durchaus Stimmen für eine solche Variante. Auch Arbeitnehmervertreter hatten sich für eine ausländische Lösung ausgesprochen, weil dabei nach ihrer Einschätzung weniger Jobs weggefallen wären. Allerdings gab es nach Informationen aus Finanzkreisen gegen die China-Variante Widerstand aus der Politik und unter den Kunden des Allianz/Dresdner- Bank-Konzerns.

Eingefädelt wurde der Deal von Commerzbank-Chef Martin Blessing, der Deutschlands zweitgrößte Bank erst seit Mitte Mai führt, und Allianz-Chef Michael Diekmann, dem nachgesagt wird, von Anfang an kein großer Freund der Dresdner-Übernahme 2001 gewesen zu sein. Zeitweise war auch über ein Dreierbündnis aus Commerzbank, Dresdner und Postbank spekuliert worden.