Flughafeneröffnung verschoben: Blamage für Berlin
Der Neubau erfüllt Bestimmungen für Brandschutz nicht. Eröffnung verlegt.
Berlin. Verärgerte Flugpassagiere, geschädigte Unternehmen, bloßgestellte Politiker und ein Imageschaden für die Region — so sah am Dienstag die Bilanz aus, nachdem die Flughafengesellschaft mitgeteilt hatte, die Eröffnung des neuen Großflughafens in Berlin-Schönefeld zu verschieben.
Statt am 3. Juni die ersten Maschinen vom Flughafen Berlin Brandenburg starten zu lassen, sollen sie frühestens in der zweiten Augusthälfte in die Luft abheben. Als Grund für die Verzögerung nannte der Chef der Flughafengesellschaft, Rainer Schwarz, Probleme bei der sicherheitstechnischen Abnahme der Brandschutzanlagen.
Das System habe nicht „den Reifegrad erreicht, der eine Abnahme erlaubt“. Der schon teilweise begonnene Umzug vom Flughafen Tegel und dem alten Flughafen Schönefeld, die beide schließen müssen, würden umgehend gestoppt, erklärte Schwarz, der bis Ende 2005 Chef des Düsseldorfer Flughafens war. Dort hatten 1996 Schweißarbeiten eine Brandkatastrophe mit 17 Toten ausgelöst.
Die Gesellschafter des Flughafens, die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund, reagierten verärgert. Die Frage sei zu klären: „Hätte man das nicht früher erkennen können?“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sprach von einer „bösen Überraschung“: „Ich bin stinksauer.“
Bereits in den vergangenen Tagen hatte es Hinweise gegeben, dass es bei der Brandschutztechnik Verzögerungen geben könnte. Wowereit räumte ein, dass man bereits einiges Geld und zusätzliches Personal bereitgestellt habe, um den sehr ehrgeizigen Eröffnungstermin Anfang Juni einhalten zu können. Mit dem ein oder anderen Provisorium hätte man starten können. Nun aber gehe es um die Sicherheit von Menschenleben. „Das hat Vorrang.“
Laut Platzeck wäre mit einigem Glück auch der Juni-Termin machbar gewesen. Bei einem Projekt, an dem so viele Beteiligte hingen, könne man es aber nicht einfach mal darauf ankommen lassen. Bei der Lufthansa und bei Air Berlin gingen am Dienstag bereits zahlreiche Anfragen ein, was mit den nach dem 2. Juni gebuchten Flügen ab BER sei, wie der internationale Code für den neuen Airport lautet.
Beide Fluglinien haben zahlreiche neue Flüge in ihr Angebot aufgenommen. „Die geplanten zusätzlichen Flüge sollen in jedem Fall starten“, erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Nach Angaben von Schwarz können die Verbindungen in der Zwischenzeit auch von Tegel aus abheben.
Wowereit ging davon aus, dass an die Bauverantwortlichen und Architekten Regressforderungen gestellt würden. Den Unternehmen entgingen Millionenbeträge, auch wenn in Tegel und am alten Standort Schönefeld der Betrieb weiter gehe, da am neuen Flughafen höhere Einnahmen erwartet würden.