KfW-Bank: Wir haben geschlafen
Es war eine Panne mit Ansage: Die Banker hatten die Lehman-Pleite nicht erkannt – und gingen ins Wochenende.
Frankfurt. Die millionenschwere Überweisung der staatlichen KfW an die mittlerweile insolvente Investmentbank Lehman Brothers war kein technisches Versehen, sondern Absicht. Wie sich nun herausstellte, hatten sich die Banker vor der Überweisung der 350 Millionen Euro sogar ausführlich beraten. Zwar hatten die Verantwortlichen festgestellt, dass Lehman kurz vor der Pleite stand. Dennoch verhinderte niemand die Transaktion.
KfW-Chef Ulrich Schröder räumte gestern schwere Fehler seiner Bank ein. Seine Mitarbeiter hätten das Risiko einer Insolvenz bei Lehman falsch eingeschätzt und das Geschehen über das Wochenende aus den Augen gelassen. Der Vorgang mache grundlegende Schwächen der staatlichen Bankengruppe deutlich. In der Folge sei mit Verlusten im laufenden Geschäftsjahr zu rechnen, sagte Schröder.
Für die KfW besteht nach früheren Angaben das Risiko eines Gesamtschadens von 536 Millionen Euro. Die endgültige Höhe steht aber noch nicht fest, da die KfW auf Rückerstattungen aus der Konkursmasse hoffen kann. Der politisch dominierte Verwaltungsrat der Bank im Besitz von Bund und Ländern hatte als Reaktion auf die Pannenüberweisung zwei Vorstände und einen Bereichsleiter vom Dienst suspendiert.
Das Drehbuch eines fast unglaublichen Versagens:
Freitag, 12. September: Während die Medien über den drohenden Zusammenbruch der Lehman Bank berichten, beraten die zuständigen KfW-Abteilungsleiter über die anstehende Überweisung. Lehman sehe "nicht so gut aus", stellen die Banker fest - beschließen aber, die Überweisung nicht zu stoppen. Sie versäumen zudem, die Entwicklung der Lehman Bank übers Wochenende zu beobachten. Die Runde will am Montag um 9.30 Uhr wieder zusammenkommen.
Montag, 15. September, 8.37 Uhr: Die 350 Millionen Euro verlassen das Haus.
9 Uhr: KfW-Chef Schröder, durch Medien vom Lehman-Zusammenbruch informiert, ruft in seiner Bank an.
9.30 Uhr: Die Abteilungsleiter-Runde tritt zusammen. Zu spät - das Geld ist weg.
