Kommt ein „Super-Warenhaus“ für Deutschland?
Metro will Staatshilfen für den Rivalen Karstadt verhindern und den Kaufhof elegant auslagern.
Düsseldorf. Die deutschen Warenhäuser schwächeln. Hertie und Woolworth sind bereits insolvent, Karstadt kämpft ums Überleben. Die Metro würde gerne ihren Kaufhof verkaufen. Jetzt deutet sich zumindest für Kaufhof und Karstadt eine Lösung an.
Die Karstadt-Mutter Arcandor ist in Schieflage geraten. Bis 12. Juni müssen 650 Millionen Euro refinanziert werden. Die Banken wollen die Kredite dem Vernehmen nach nur verlängern, wenn es staatliche Bürgschaften gibt. Sonst droht die Insolvenz.
Metro-Chef Eckhard Cordes hat Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg angeboten, eine privatwirtschaftliche Lösung für die Karstadt-Häuser zu finden. Er schlägt die Gründung einer "Deutschen Warenhaus AG" vor, in der die 113 Häuser der profitablen Tochter Kaufhof und das operative Geschäft der 119 Karstadt-Filialen zusammengefasst werden.
An ihr könnten sich Metro und die Vermieter der Karstadt-Häuser mit knapp unter 50 Prozent beteiligen, den Rest sollen Banken übernehmen. Die Haltung der Vermieter dürfte ein Knackpunkt sein. Sie sollen Zugeständnisse bei den Mieten machen. Die hohen Mieten waren aber ein Grund, weshalb sie einen relativ hohen Kaufpreis für die Immobilien gezahlt haben.
Mit dem Angebot könnte Cordes zwei Ziele erreichen: Arcandor würde keine staatlichen Bürgschaften erhalten. Sie sind nämlich nur dann vorgesehen, wenn es keine privaten Investoren gibt. Der Metro-Chef hält eine solche Hilfe für wettbewerbsverzerrend. Zudem könnte Cordes die Tochter Kaufhof, die er nicht mehr zum Metro-Kerngeschäft zählt, elegant auslagern. Mittelfristig würde sich für die "Deutsche Warenhaus AG" ein Verkauf oder ein Börsengang anbieten.
Arcandor - ein Kunstgebilde aus Karstadt, Primondo (Quelle) und Thomas Cook - würde voraussichtlich zerschlagen. Der Versandhandelsriese Otto hat bereits Interesse an Teilen von Primondo gezeigt - etwa am Online-Geschäft. Es wird auch spekuliert, Otto habe ein Auge auf die Karstadt-Sport-Häuser geworfen, um damit seine Tochter Sport Scheck zu stärken. Dem Vernehmen nach soll Rewe Interesse am profitablen Reisegeschäft von Thomas Cook angedeutet haben.
Eine Fusion wirft nach Ansicht des Bundeswirtschaftsministers "sehr viele Fragen" auf. Abhängig sei eine Fusion von der "Konzeptionsstruktur". "Das ist keine Aktion, die mit leichter Hand innerhalb von zwei Tagen zu lösen wäre." Zu dem Thema werde es "Gespräche in Berlin" geben. Auf "Arbeitsebene" liefen solche Gespräche bereits.
Verdi hat die Sorge, dass es zu einem deutlichen Personalabbau und zu Filialschließungen kommt. Deshalb forderte die Gewerkschaft den Metro-Vorstand auf, ein Konzept mit Details vorzulegen. Ohne ein seriöses Konzept sehe es so aus, als wolle sich jemand die "Rosinen herauspicken", hieß es. Branchenkenner glauben, dass im Falle einer Fusion ein Viertel oder sogar ein Drittel der zusammen 232 Warenhäuser geschlossen werden müssten, und bis zu 20 000 Jobs bedroht wären.
Nach den Vorstellungen der Metro sollen alle Beteiligten - Vertreter von Arcandor, den Banken, den Vermietern, der Arbeitnehmer sowie Politiker - noch in dieser Woche an einen Tisch geholt werden.