Konjunktur: Die Leiharbeiter trifft es zuerst

Viele Firmen bauen derzeit Kapazitäten ab. Die Zeitarbeitsbranche fürchtet nun schwere Zeiten.

Düsseldorf/Berlin. Die Autobauer VW und BMW, die Automobilzulieferer Continental und Hella, der Maschinenbauer MAN - sie und viele andere Unternehmen drosseln derzeit im Zuge der weltweiten Finanzkrise ihre Produktion. Die ersten, die die Kürzungen schmerzhaft zu spüren bekommen, sind die Leiharbeiter.

"Wenn wir tatsächlich in eine Rezession kommen, wird die Branche massiv zu leiden haben", sagt Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ). Zeitarbeiter würden von den Kundenfirmen als Puffer gesehen, der konjunkturelle Schwankungen von der Stammbelegschaft fernhalten soll. "Das ist unser Geschäft", so Stolz.

Bislang seien in erster Linie Personaldienstleister betroffen, die viel mit der Automobilindustrie zusammenarbeiten, berichtet Ludger Hinsen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Zeitarbeit (BZA). "Sollte sich die Lage bis zum Frühjahr 2009 wieder bessern, dann könnten wir mit einem blauen Auge davonkommen", hofft Hinsen.

Derzeit gingen viele Automobilhersteller davon aus, dass die konjunkturelle Delle zügig überwunden werden könne. Doch wenn die Krise länger anhalte und weitere Branchen mitgerissen würden, dann könne es zu massiven Problemen bei den Zeitarbeitsunternehmen kommen, befürchtet der BZA-Hauptgeschäftsführer.

Derzeit haben nach Verbandsangaben 680000 Männer und Frauen Arbeitsverträge mit Zeitarbeitsunternehmen - fast doppelt so viele wie noch 2004. Die Branche mit ihren 7000 Unternehmen rechnet in diesem Jahr mit 14 Milliarden Euro Umsatz. "Im nächsten Jahr dürfte dieser geringer ausfallen", sagt Stolz.

Stolz weist jedoch darauf hin, dass die Trennung eines Kundenbetriebes von Zeitarbeitnehmern nicht direkt deren Entlassung nach sich ziehe. Das Arbeitsverhältnis zum Entleihunternehmen bestehe weiter und das unterliege der gesetzlichen Kündigungsfrist. Aufgabe der Entleiher sei es, die Mitarbeiter an neue Kundenbetriebe zu vermitteln. "Im Moment gelingt das noch recht gut", sagt Stolz. Aber er räumt auch ein: "Die Lawine wird größer."

BZA-Hauptgeschäftsführer Ludger Hinsen fordert angesichts der angespannten Lage, dass auch Mitarbeiter von Zeitarbeitsunternehmen künftig unter die Kurzarbeiterregelung fallen sollen. Bislang sei dies nämlich nicht der Fall. Und so müssten Zeitarbeitsunternehmen ihre Mitarbeiter eher entlassen als andere Firmen, da Auftragsrückgänge eben nicht über Kurzarbeit für eine Durststrecke aufgefangen werden könnten.