Konjunktur: Gute Exporte, düstere Prognosen

Die schwächelnde Weltwirtschaft wird eine Delle im Außenhandel hinterlassen.

Wiesbaden. Licht und Schatten für die deutsche Konjunktur: Trotz des weltweiten Abschwungs laufen die deutschen Exporte noch überraschend gut. Doch den Firmen brechen die Aufträge weg und die Unternehmen fahren ihre Produktion nach unten.

Im September brach die Produktion in Deutschland laut Bundeswirtschaftsministerium so stark wie seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr ein. Die Exporte wuchsen dagegen - nach einem negativen Ausreißer im August - überraschend stark um 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf einen Warenwert von 87,1 Milliarden Euro, meldete das Statistische Bundesamt.

Die Aussichten für den Export sind wegen der Finanzmarktkrise und der nachlassenden Nachfrage in den wichtigsten Absatzmärkten aber düster. Der Außenhandel wird in den kommenden Monaten nach Einschätzung des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) "mit einer Delle konfrontiert". Die Verschärfung der Kreditvergabe an Firmen werde die Exporte zusätzlich dämpfen. Schon im August waren die Exporte mit minus 2,2 Prozent so stark geschrumpft wie seit Jahren nicht.

Die Produktion in Deutschland brach im September so stark ein wie seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr. Zum Vormonat sank die Erzeugung im verarbeitenden Gewerbe preis- und saisonbereinigt um 3,6 Prozent, teilte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit.

Wegen der abflauenden Weltwirtschaft und den Folgen der Finanzkrise gehen bei der exportorientierten deutschen Industrie auch die Aufträge immer stärker zurück. Vor allem die Nachfrage bei Industrie und Bau ist laut Ministerium schwach. Im September verzeichneten die Industrieproduzenten einen Rückgang von 3,8 Prozent, das Baugewerbe von minus 1,7 Prozent.

Die Konjunkturprognosen für Deutschland werden beinahe täglich schlechter. Die meisten Ökonomen erwarten im Winterhalbjahr bereits die Rezession. Nach Prognosen von Volkswirten ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Vierteljahr leicht geschrumpft.

Die genauen Zahlen veröffentlicht das Amt am kommenden Donnerstag. Schon im zweiten Quartal war das BIP zum ersten Mal seit vier Jahren um minus 0,5 Prozent rückläufig. Laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) wird Deutschland besonders unter der globalen Wirtschaftsschwäche leiden, weil der Exportweltmeister stark von der Investitionsdynamik abhängt. Weltweit hielten sich Firmen nun mit Investitionen zurück.