Krefeld: Nachtarbeit ist Schwerstarbeit
Arbeitszeit: Firmen sind um mehr Flexibilität bemüht, und Beschäftigte müssen lernen, mit den manchmal krummen Zeiten zu leben.
Krefeld. Wer nachts mit dem Auto liegen bleibt, ruft den Abschleppdienst. Wer nachts krank wird, lässt sich behandeln. Und Nachtschwärmer können sich selbst zu später Stunde in vielen Städten auf Bus und Bahn verlassen - auf dem Rückweg gar noch frische Brötchen kaufen, die um 5 Uhr praktischerweise schon gebacken sind.
Schärferer Wettbewerb und größere Kundenorientierung sorgen für immer mehr Menschen in Schichtsystemen. "Unternehmer erkundigen sich, wie ihr System ausgeweitet und der Samstag integriert werden kann. Die Akzeptanz gegenüber Wochenend- und Nacht-Arbeit wird größer in einer globalisierten Welt."
Viele Arbeitnehmer stehen der Entwicklung mit gemischten Gefühlen gegenüber. Und Mediziner wissen: "Nacht- und Schichtarbeit ist Schwerstarbeit, denn unser Körper ist darauf nicht eingestellt", sagt Dr. Adrian Mohr, Leitender Abteilungsarzt der Neurologie und Leiter des Schlaflabors an der Klinik Königshof.
"Der Mensch ist ein tagaktives Tier. Der Schichtarbeiter lebt gegen die innere Uhr. Auf lange Sicht führt dies zu körperlichen und psychischen Schädigungen und großer Erschöpfung", weiß Mohr. Denn am Tag ist der Schlaf bis zu zwei Stunden kürzer als der Nachtschlaf. "Den Tiefschlaf erreichen Sie vielleicht noch, den Traumschlaf nicht. Der Körper erholt sich, der Geist nicht."
Schichtarbeit ist Arbeit zu wechselnden Tageszeiten oder zu konstant ungewöhnlicher Zeit (nachts).
Nachtarbeitnehmer sind Personen, die in Wechselschicht, mindestens aber 48 Tage pro Jahr zwischen 23 und 6 Uhr arbeiten.
Die innere Uhr wird durch den natürlichen Wechsel zwischen Helligkeit und Dunkelheit "gestellt". Darüber hinaus gibt es Morgentypen ("Lerchen") und Abendtypen ("Eulen"), deren Leistungsfähigkeit je nach Tageszeit ausgeprägter ist.
Beschwerden 95 Prozent klagen über Schlafstörungen, 80 Prozent über Magen-Darm-Probleme, 50 Prozent über innere Unruhe, Nervosität, frühzeitige Ermüdung.
Vorbeugung Ruhige, dunkle Schlafumgebung am Tag, helles Licht (über 1000 Lux) am Arbeitsplatz, Therapie mit Melatonin, Lichttherapie, Stimulantien, Antidepressiva.
Infos zum Thema: www.zeitbuero.nrw.de und www.schlafmedizin.de