Mehr Konkurrenz für Deutsche Bahn im Fernverkehr
Köln (dpa) - Die Deutsche Bahn bekommt an diesem Montag einen neuen Konkurrenten im Fernverkehr. Der „Hamburg-Köln-Express“ (HKX) fährt mindestens einmal am Tag von der Elbe an den Rhein und zurück.
Um 6.35 Uhr startet der HKX in Hamburg-Altona. Zurück geht's von Köln um 12.01 Uhr. Donnerstag bis Sonntag verkehren weitere Züge.
Der Zug fährt unter anderem über Essen, Gelsenkirchen und Münster, hält aber nicht in Bremen. In Deutschland hat die Bahn zwar in vielen Regionen Konkurrenten im Nahverkehr. Wettbewerb auf einer Fernstrecke gibt es bisher aber nur auf der Route Leipzig-Rostock.
Die HKX-Betreiber werben mit „Fahrzeiten so schnell wie der IC“ und günstigen Preisen. Die Fahrkarten werden über das Internet verkauft. Zum Start kostet die einfache Fahrt inklusive Reservierung zwischen 20 und 60 Euro für die ganze Strecke. Ob es 20 Euro, 50 Euro oder 60 Euro sind, hängt davon ab, für welchen Tag man bucht. Wer nur einen Teil der Strecke fährt, ist laut Werbung ab 5 Cent pro Kilometer dabei. Später soll es nach Unternehmensangaben ein dynamisches Preissystem geben.
Verkehrswissenschaftler Daniel Krimphoff von der Uni Münster hält die Strecke Köln-Hamburg sehr gut für einen Angriff auf die bundeseigene Deutsche Bahn geeignet. „Es ist eine Strecke mit einer extrem hohen Auslastung.“ Außerdem sei es keine Hochgeschwindigkeits-Trasse. Eine solche wäre ein K.o.-Kriterium, denn der Betrieb von ICE-Zügen sei für Neueinsteiger nicht zu finanzieren.
Die Zielgruppe seien wahrscheinlich zunächst eher Studenten, Wochenpendler und Familien, erwartet Krimphoff. Geschäftsreisende bräuchten Züge mit festem Stundentakt.
Hinter HKX stehen die US-Firma Railroad Development Corporation, die Berliner Firma locomore rail und der aus Kanada stammende Investor Michael Schabas. Die Deutsche Bahn reagierte zum Start gelassen auf den Nebenbuhler. Man sei darauf eingestellt, dass Wettbewerb „der Regelfall“ sei, sagte eine Sprecherin in Berlin. „Im Regionalverkehr haben wir diesen seit über 15 Jahren und auch im Fernverkehr gibt es bereits Konkurrenz. Es ist gut, wenn unsere Kunden auch im Fernverkehr vergleichen können.“ Die DB beobachte den Wettbewerb aufmerksam, sei aber von ihren Angeboten überzeugt.
Mit ihren Waggons müssen die HKX-Betreiber in den ersten Wochen noch improvisieren. Ein modernisierter Zug ist noch nicht rechtzeitig einsatzbereit, deswegen rollt der Express zunächst auf der Retro-Welle: Zum Auftakt kommen Intercity-Wagen der Ersten Klasse aus den 70er Jahren zum Einsatz.