Tarifkonflikt: Warnstreiks bei der Bahn
Die Gewerkschaften rufen ab dem 25. Oktober zu Aktionen im Regionalverkehr auf.
Fulda/Berlin. Die Bahn-Gewerkschaften machen ihre Drohung wahr: Ab 25. Oktober sollen deutschlandweit Warnstreiks im regionalen Zugverkehr beginnen, sowohl bei der Deutschen Bahn als auch bei ihren privaten Wettbewerbern. Die Aktionen sollen so lange dauern, "bis wir am Verhandlungstisch zu einem Ergebnis kommen und einen Tarifvertrag abschließen können", sagte Transnet-Chef Alexander Kirchner in Fulda. Dort hatten die Spitzengremien von Transnet und der Schwestergewerkschaft GDBA die Entscheidung getroffen.
Gewünschtes Ergebnis für die Gewerkschaften ist ein Tarifvertrag für die gesamte Branche: Darin soll ein deutlich höheres Einkommensniveau für die Eisenbahner festgeschrieben werden, die nicht bei DB Regio - der Regionalverkehrstochter des Staatskonzerns - angestellt sind, sondern bei einem ihrer Konkurrenten. Die Wettbewerber, die diverse regionale Netze in Deutschland betreiben, zahlen ihren Mitarbeitern in der Regel deutlich weniger als die Bahntochter, und zwar bis zu 30 Prozent.
Den Gewerkschaften ist zudem ein Dorn im Auge, dass die Deutsche Bahn inzwischen Töchter ausgegründet hat, die keine Tariflöhne zahlen. Auch dieses Vorgehen wollen Transnet und GDBA mit einem Branchentarifvertrag unterbinden, und deswegen beziehen sie die Bahn in die Warnstreiks ein.
Bei der Bahn zeigt man kein Verständnis für die geplanten Warnstreiks. Schließlich habe man schon einen weiteren Verhandlungstermin für den 29.Oktober. "Ein vernünftiger Kompromiss für einen Branchentarifvertrag im Nahverkehr ist machbar", sagt Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber.
Seit voriger Woche lägen Vorschläge der Bahn auf dem Tisch, "über die erst verhandelt werden muss". Der Konzern habe zugesagt, den Branchentarifvertrag zu unterschreiben, wenn von diesem mindestens die Hälfte der Arbeitnehmer außerhalb der Deutschen Bahn erfasst würden.
Diese Bedingung wäre erfüllt, wenn die sechs großen Privatbahnen Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia Verkehr und Hessische Landesbahn sich mit den Gewerkschaften einigen würden. Danach sieht es aber derzeit nicht aus. Das jüngste Angebot liege vom Lohnniveau her um 20 Prozent unter dem, was 90 Prozent der im Markt Beschäftigten verdienten.
Deshalb wollen Transnet und GDBA jetzt ernst machen: "Es wird keine ganztägigen Streiks geben oder welche, die sich über mehrere Tage hinziehen", sagte Kirchner. Aber es werde indirekt auch den Fern- und Güterverkehr treffen. "Die Warnstreiks werden wehtun", sagte Kirchner.