VW: Piëch fällt Porsche in den Rücken

Der Aufsichtsratschef enthält sich bei Machtkampf der Stimme. Dadurch bleibt 20 Prozent-Sperrminorität erhalten.

Wolfsburg. Der Machtkampf bei Volkswagen hat nach dem Einstieg von Porsche mit einem massiven Eklat im Aufsichtsrat einen neuen Höhepunkt erreicht. Zeitgleich haben bei einer der größten Kundgebungen in der Geschichte des Volkswagen-Konzerns mehr als 40 000 Beschäftigte für den Erhalt des VW-Gesetzes demonstriert.

Im Kontrollgremium des Wolfsburger Autobauers kam es zum großen Knall zwischen den Eigentümerfamilien: VW-Patriarch und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der selbst Miteigentümer von Porsche ist, fiel dem Sportwagenbauer in den Rücken. Mit überraschender Stimmenthaltung ließ er den Antrag der Arbeitnehmerseite passieren, wonach Geschäfte zwischen Porsche und der VW-Tochter Audi nur mit Zustimmung des Wolfsburger Aufsichtsrates geschlossen werden dürfen.

Der Chef des Porsche-Aufsichtsrates, Wolfgang Porsche, äußerte sich fassungslos zum Vorgehen seines Cousins: "Ich bin entsetzt über das Abstimmungsverhalten des Aufsichtsratsvorsitzenden", ließ er wissen. Piëch selbst war bei der Aufsichtsratssitzung nicht anwesend, er hatte sein Votum über zwei vorliegende Anträge mittels einer Stimmbotschaft in verschlossenen Umschlägen hinterlegt. Die Gründe für sein Fernbleiben bei der wichtigen Sitzung wurden nicht bekannt.

Piëch, der als Vorsitzender ein Doppelstimmrecht hat, hätte den Erfolg der Arbeitnehmerbank verhindern können. Nun aber unterlag Porsche mit neun zu zehn Stimmen. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrates hieß es, Wolfgang Porsche, wie Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein Finanzchef Holger Härter seien vor den Kopf gestoßen.

Im Streit um das VW-Gesetz, das Porsche seit Monaten massiv bekämpft, unterlag der Sportwagenbauer Porsche zugleich dem Land Niedersachsen. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) konnte durchsetzen, dass die 20 Prozent-Sperrminorität erhalten bleibt. Er gehe davon aus, dass die 20 Prozent-Klausel gerichtsfest sei.