Hansen verärgert Transnet

Bahn-Gewerkschaft protestiert gegen Outsourcing-Pläne und Lohndumping.

Berlin. Der neue Bahn-Personalchef Norbert Hansen, jahrelang Vorsitzender der Bahn-Gewerkschaft Transnet, legt sich gleich zu Beginn seiner neuen Tätigkeit mit seinen früheren Gewerkschaftskollegen an. Bereits vor wenigen Wochen bekam er die geballte Wut seiner früheren Mitstreiter zu spüren, als er allzu offen in der "Bild"-Zeitung über einen möglichen Personalabbau nachdachte. Diesmal droht ein noch heftigeres Gefecht mit Transnet. Es geht um den zu teuren Nahverkehr. Dort muss Hansen die Personalkosten irgendwie senken, wenn die Bahn im Geschäft bleiben will.

Die Bahn, die im Juli einen Großauftrag für das 270 Kilometer lange Bremer-S-Bahn-Netz verloren hatte, weil sie zu teuer war, hat am Mittwoch vor Lohndumping im Wettbewerb um Nahverkehrs-Verträge gewarnt. Dabei hält sie sich jetzt auch Ausgliederungen eigener Tochterfirmen offen.

Dabei gehe es nicht darum, "die Lohntüte zu verkürzen", sondern in Abstimmung mit den Betriebsräten flexiblere Tarifregeln etwa bei Schichtdiensten zu vereinbaren, sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn in Berlin. "Das Umfeld zwingt uns, so vorzugehen". So träten konkurrierende Bahnen bei der Vergabe von Verkehrsverträgen im Regionalverkehr teils mit 20 Prozent geringeren Löhnen an.

Hansen ist auf diesem Gebiet offenbar bereits weiter. Er ergänzte, solche Ausgründungen seien nicht das Ziel, aber auch nicht auszuschließen. Er erwarte, dass der Konzern im Interesse der Arbeitsplätze nicht von vornherein auf Bewerbungen im Regionalverkehr verzichte, sagte er.

Die Antwort von Transnet ließ nicht lange auf sich warten. Die Bahn-Gewerkschaft warnte davor, per Outsourcing das Lohnniveau im Nahverkehr zu drücken. "Wir halten die Strategie der Bahn für falsch", sagte Alexander Kirchner, stellvertretender Chef der Organisation, dem "Tagesspiegel".

Der Konzern setze damit eine Spirale nach unten in Gang. "Dies wird dazu führen, dass das Lohnniveau im Bahn-Bereich noch stärker unter Druck kommt." Kirchner reagierte damit auf Ankündigungen von Hansen, Tochterfirmen zu gründen, die nach Ansicht der Bahn nicht mehr an die tarifvertraglichen Regelungen gebunden sind.

"Die großen Bahn-Konkurrenten haben uns gegenüber erklärt, sie würden sich auch nicht mehr an den Tarifvertrag halten, wenn es die Bahn nicht mehr tut", erklärte Kirchner. Der Wettbewerb solle über Leistung und Service, nicht über den Lohn ausgetragen werden. "Wir werden daher klagen, sobald die Bahn mit einer Verletzung des Tarifvertrags in den Wettbewerb geht", sagte er dem Blatt weiter.