VW: Piëch hat hoch gepokert

Machtkampf: Er muss nach seinem Affront gegen Porsche um Aufsichtsratsvorsitz bangen.

Stuttgart. VW-Patriarch Ferdinand Piëch hat sich im Machtkampf zwischen Porsche und Volkswagen verpokert. Der mächtige VW-Aufsichtsratschef wollte bei der spektakulären Übernahme wie gewohnt alle Fäden in der Hand haben und dabei offenbar auch den unbequemen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking aus dem Weg räumen. Dabei hat der 71-Jährige die Rechnung ohne den Porsche/Piëch-Familienclan gemacht.

Nach seinem gezielten Affront gegen den Sportwagenbauer im VW-Aufsichtsrat steht Piëch nun selbst im Kreuzfeuer der Kritik. Die beiden Familienstämme sind alarmiert, dringen auf ein Treffen und eine Erklärung. Nach Informationen der Magazine Spiegel und Focus wollen Mitglieder der Eigentümer-Familien Piëch als Vorsitzenden des VW-Aufsichtsrates ablösen.

Diese Wendung im Übernahmekampf um Europas führenden Autohersteller kommt für den Enkel des Autopioniers Ferdinand Porsche anscheinend überraschend. Piëch war in den vergangenen Wochen wie gewohnt vorgegangen und hatte im Hintergrund die Strippen gezogen. Wie bei seiner letzten Demonstration der Stärke, als er vor rund zwei Jahren den damaligen VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder erst vordergründig gestützt und schließlich kaltblütig abgesetzt hatte.

In dieser Weise sollte wohl auch Porsches erfolgsverwöhnter Vorstandsvorsitzender Wiedeking abserviert werden. Zu mächtig war dem Ex-VW-Chef der Porsche-Chef-Lenker mit seiner nassforschen Art geworden.

Die Position des als querköpfig bekannten Wiedeking ist allerdings eine gänzlich andere, als sie es bei Pischetsrieder war. Wiedeking übernahm die Chefrolle bei dem Sportwagenbauer in einer Zeit der Krise und gilt als der Retter der Marke Porsche: Ihm wird das Verdienst zugeschrieben, dass die Stuttgarter Anfang der 90er Jahre nicht an Fremde verkauft wurden.

Mittlerweile fährt Porsche Quartal für Quartal satte Gewinne ein. Auch die Eigentümerfamilie ist sich der Sonderstellung von Wiedeking bewusst. Zwar wird offiziell immer betont, dass auch er nur ein Angestellter der Firma ist. Der Porsche-Aufsichtsratsvorsitzende und Familienclan-Chef Wolfgang Porsche erklärt aber immer wieder, dass der Manager jeden Cent wert sei.

Auch privat gilt das Verhältnis der beiden Männer als ausgesprochen eng und freundschaftlich. Wolfgang Porsche war maßgeblich daran beteiligt, Wiedeking zum Vorstandschef des Sportwagenbauers zu machen. Dass Wiedeking in dem schwelenden Machtkampf geopfert wird, ist nach dem Eklat im VW-Aufsichtsrat, als sich Piëch bei einem Antrag enthielt und damit nicht auf die Seite von Porsche stellte, nun noch unwahrscheinlicher.