WestLB-Mitarbeiter: „Das tut schon sehr weh“
Hunderte Mitarbeiter demonstrieren in Düsseldorf mit Trillerpfeifen und Plakaten für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.
Düsseldorf. Es ist für eine Demonstration ein eher seltener Anblick: Mehrere hundert Frauen in Business-Kostümen und Männer in dunklen Anzügen mit hellen Hemden und Krawatten machen vor der Düsseldorfer Zentrale der WestLB ihrem Unmut mit Trillerpfeifen, Transparenten und selbstgemalten Schildern Luft. "Es ist zwar selten, dass Banker auf die Straße gehen, aber irgendwann ist auch bei uns Schluss mit lustig", sagt Horst Hollenders.
Mit seinen Kolleginnen und Kollegen will der 55-Jährige, der seit 33 Jahren bei der WestLB arbeitet, Druck auf die Eigentümer machen, den lebenswichtigen Umbau der Bank mit neuen Milliarden-Garantien zu unterstützen. Der plötzliche Rücktritt von Vorstandsvorsitzendem Heinz Hilgert am Montag Nachmittag, der eben diesen Umbau angestoßen und begonnen hatte, war für Hollenders "ein echter Kulturschock", der "unsere Situation weiter verschlimmert hat".
Das sieht auch WestLB-Betriebsratsvorsitzende Doris Ludwig so. Von einem improvisierten Podest ruft sie unter Beifall der Demonstrationsteilnehmer die Eigentümer der Bank auf: "Wir wollen endlich Taten sehen!" Die Eigentümer, das sind das Land und die beiden Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen, sollen der Ausgliederung problematischer Wertpapiere zustimmen, für die Sicherheit der Arbeitsplätze garantieren, dem Erhalt der WestLB als Kernbank zustimmen - und dafür die benötigten Milliarden locker machen.
Die geplante Symbolik aber verpasst sie: Statt um fünf Minuten vor 12 beginnt sie ihre Rede erst fünf Minuten später - was aber auch einer gewissen Symbolik nicht entbehrt: "12 Uhr mittags" ist einer der großen Klassiker der Filmgeschichte, ein Western, der den einsamen Kampf eines Marshalls gegen eine Gangsterbande schildert.
Die Rolle des Chef-Gangsters haben die Demonstranten in Gedanken schnell besetzt - mit Rolf Gerlach, dem Chef der westälischen Sparkassen, der sich gegen Milliarden-Hilfen der Sparkassen ausspricht. In einer weiteren Hauptrolle Ministerpräsident Jürgen Rüttgers: "Dr. Gerlach - es reicht!" und "Dr. Rüttgers: NRW braucht eine stabile WestLB!" fordern die Demonstranten.
Christiane Kutil-Bleibau (41), seit 17 Jahren bei der WestLB, jetzt Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat, vermutet gar geheime politische Ränkespiele. Doch letztlich sehen es die meisten Demonstranten wie Maike Hofacker-Diers (42) aus der Personalabteilung: "Wir hatten uns so viel von dem geplanten Umbau versprochen. Wenn man jetzt sieht, wie das alles kaputtgemacht wird, dann tut das schon sehr weh."