Autotest Der neue VW Transporter hat schwer was auf dem Kasten

Berlin · Seit 75 Jahren ist der VW Transporter das Rückgrat für viele Gewerbebetriebe, ein beliebtes Shuttlefahrzeug und ein Familienauto in XXL. Jetzt erfindet sich der Tausendsassa neu - mit fremder Hilfe.

Der neue VW Transporter hat schwer was auf dem Kasten
7 Bilder

Der neue VW Transporter hat schwer was auf dem Kasten

7 Bilder

Während die Konjunktur lahmt, legt VW jetzt ein Programm zur Wirtschaftsförderung auf - und zwar im wörtlichen Sinne. Denn in diesem Frühjahr bringen die Niedersachsen die siebte Generation des Transporters auf den Markt und wollen damit nicht nur Handel, Handwerk und Gewerbe wieder in Fahrt bringen. Denn freilich gibt es auch Versionen für Passagiere und Gepäck.

Anders als beim Original von 1950 und den fünf Generationen danach setzen sie diesmal allerdings nicht mehr auf das Prinzip einer für alle, sondern wollen es jedem recht machen. Sie sprechen deshalb von der Transporter-Familie. Die hat mit dem elektrischen ID.Buzz und dem Multivan noch zwei weitere Mitglieder. Der klassische Transporter ist also der Dritte im Bunde.

Und noch etwas ist neu, wenn der sogenannte T7 in diesem Frühjahr zu Preisen ab rund 43.800 Euro in einer breiten Auswahl vom nackten Kastenwagen über Pritschenwagen bis zum luxuriösen Kleinbus Caravelle (ab rund 52.300 Euro) in dem Handel kommt:

Zum ersten Mal hat VW den Transporter nicht mehr selbst entwickelt, sondern einen Konkurrenten zum Kooperationspartner gemacht. Der T7 ist ein neu eingekleideter Ford Transit.

In Teamwork zu neuer Größe

Vom kölschen Original unterscheidet sich der niedersächsische Ableger durch zwei Dinge:

  • Etwas höhere Grundpreise, weil schließlich zwei daran verdienen wollen.
  • Außen nur durch eine neue Frontschürze und ein paar Retuschen am Heck.

Dafür aber sind die Unterschiede zum Vorgänger umso größer. Denn dank Ford bekommt VW ein deutlich größeres Auto:

  • Der T7 wächst in der Länge 15 Zentimeter und misst jetzt 5,05 Meter.
  • Außerdem geht er 12 Zentimeter in die Breite, die man deutlich spüren kann: Auf den Sitzbänken bei der Schulterfreiheit und an der Laderampe, weil jetzt ein paar Päckchen mehr hinten rein passen. Und das ist ja nur die Standard-Version.
  • Wie bisher gibt es den Transporter schließlich auch mit langem Radstand und 5,45 Metern Länge sowie mit hohem Dach und dann neun Kubikmetern Ladevolumen.
  • Für die „zivilen“ Caravelle-Versionen nennt VW 1.239 bis 4.343 Liter Ladungsvolumen. Ach ja, und die Nutzlast ist ebenfalls gestiegen, von 1,2 auf bestenfalls 1,33 Tonnen.

Viel Komfort und Finesse für Familien mit Platzbedarf

Zwar will der T7 eher Werkzeug sein und wichtigster Mitarbeiter im Fuhrpark von Firmen, und natürlich haben die Controller bisweilen arg auf die Kosten geschaut. Aber auch als nüchternstes Mitglied des neuen Transporter-Dreigestirns bietet er überraschend viel Komfort und Finesse und zumindest in den gehobenen Varianten hübsche Alternativen zum kargen Kunststoff-Look.

Und egal ob Softlack oder Hartplastik - immer gibt es im Cockpit zwei große Bildschirme, die nach VW-Logik programmiert sind und vertraute Grafiken in bekannten Menüs zeigen. Und vor allem gibt es mehr pfiffige Petitessen als in jedem anderen Van aus Wolfsburg oder Hannover.

Wo immer ein paar Kubikzentimeter Platz war in den Konsolen, haben sie eine Ablage hineingeschnitten, einen Becherhalter oder wenigstens eine Steckdose. Und wo man in anderen Autos gerade mal das Smartphone laden kann, läuft hier auch die Kreissäge oder die Kaffeemaschine - denn nicht nur USB-Schnittstellen sind verfügbar, sondern optional 230-Volt-Steckdosen.

Ruhe im Resonanzraum

Dass man sich auch beim Fahren besser aufgehoben fühlt, liegt vor allem an der Elektroversion. Sie verbreitet im Vergleich zum Dieselsound nicht nur eine entspannte Ruhe im großen Raum, sondern überzeugt auch durch ihren seidigen Antritt. Zumindest in der Stadt wirkt der Transporter damit fast sportlich und fährt an der Ampel manchem Kleinwagen davon - und den Kollegen im Diesel natürlich erst recht. Es gibt den Stromer ab 55.200 Euro in vier Leistungsstufen von 85 kW/115 PS bis 210 kW/286 PS und mit zwei Batterien, von denen VW bislang nur die größere beziffern kann - nämlich auf 64 kWh.

Auch das Fahrverhalten selbst profitiert vom Akku, weil der Schwerpunkt sinkt und das Gewicht für eine gewisse Gelassenheit sorgt. Auch unbeladen liegt der Transporter damit buchstäblich schwer auf der Straße und lässt sich nicht so leicht von ein paar Schlaglöchern aus der Ruhe bringen.

Gelassenheit braucht aber auch der Fahrer, weil der Koloss sich bisweilen anfühlt wie ein Kamel, dass man durchs Nadelöhr zwingen muss. Immerhin: Was dem T7 an Handlichkeit und Wendigkeit fehlt, das kompensieren die Kameras, die das Rangieren erleichtern.

Es muss nicht immer elektrisch sein

Zwar rüstet sich VW so mit Fords Hilfe für die elektrische Zukunft. Aber auch die Niedersachsen wissen, dass bestenfalls 331 Kilometer Reichweite und bei maximal 125 kW Peakleistung 39 Minuten lange Ladestopps nicht immer in den Arbeitsrhythmus passen. Deshalb gibt es erstmals auch einen Plug-in-Hybrid, zu dem VW aber bislang nur die Systemleistung nennt, Akkugröße und E-Reichweite hingegen schuldig bleibt.

Und natürlich gibt es auch klassische Diesel, zum Teil auch mit Allrad statt Frontantrieb. Sie heißen zwar TDI, kommen aber ebenfalls aus Köln und haben bei 2,0 Litern Hubraum 81 kW/110 PS, 110 kW/150 PS oder 125 kW/170 PS. Sie kommen nicht nur oft mehr als doppelt so weit wie die E-Versionen, sondern sind mit bis zu 175 km/h auch spürbar schneller.

Fazit : Ford-Schritt durch Freundschaft

Natürlich ist der neue T7 mehr Ford als VW und wechselwillige Kunden könnten auch gleich das Original kaufen. Doch nirgends ist die Bindung zum Händler enger und die Entscheidung weniger emotional als bei solchem Nutzfahrzeug, und das größte Servicenetz in Europa ist da ein gutes Argument. Und selbst wer den Transit mit VW Logo kauft, macht einen deutlichen Ford-Schritt, bekommt das bessere Auto und die größere Auswahl.

Datenblatt: VW E-Caravelle


 Motor und Antrieb: Elektromotor
 Max. Leistung: 210 kW/286 PS
 Max. Drehmoment: 415 Nm
 Antrieb: Heckantrieb
 Getriebe: Eingang-Automatik


 Maße und Gewichte 
 Länge: 5.050 mm
 Breite: 2.275 mm
 Höhe: 1.961 mm
 Radstand: 3.100 mm
 Leergewicht: 2.487 kg
 Zuladung: 813 kg
 Kofferraumvolumen: k.A.


 Fahrdaten 
 Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
 Beschleunigung 0-100 km/h: 7,4 s
 Durchschnittsverbrauch: 24,1 kWh/100 km
 Batteriekapazität:  66 kWh
 Reichweite: 308 km
 CO2-Emission: 0 g/km
 Ladeleistung AC/DC: 11/125 kW


 Kosten 
 Basispreis VW Transporter:  43.800 Euro
 Grundpreis VW E-Caravelle Elektro 210 kW:  71.216 Euro
 Typklassen: k.A.
 Kfz-Steuer: 0 Euro/Jahr


 Wichtige Serienausstattung 
 Sicherheit: Sechs Airbags, Notbrems- und Spurhalte-Assistent, Zwei-Wege-Kopfstützen
 Komfort: Klimaanlage, Einparkhilfe hinten, Smartphone-Integration

© dpa-infocom, dpa:250303-930-392855/1

(dpa)