Nach Vorwürfen: Von der Leyen lobt Amazon-Reaktion
München/Berlin (dpa) - Amazon hat eine turbulente Woche hinter sich: Ein Bericht über die Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern sorgte für Empörung. Für das Verhalten des US-Versandhändlern hagelt es weiter Kritik - aber es gibt auch Lob für die Aufarbeitung des Falls von höchster Stelle.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) lobte Amazon für seine Reaktion auf die Vorwürfe . „Ich begrüße, dass Amazon aktiv zur Aufklärung beiträgt und jetzt Betriebsräte fördern will“, sagte die Politikerin dem Magazin „Focus“. „Jeder versteht, dass Leiharbeit bei Auftragsspitzen wie vor Weihnachten ihre Berechtigung hat. Aber es muss immer fair und gerecht zugehen.“
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, schloss sich der Kritik an dem US-Unternehmen an. „Amazon bewegt sich außerhalb dessen, was ich in der Zeitarbeit für den Arbeitsmarkt als richtig empfinde. Wir brauchen die Zeitarbeit, aber in einem Maße, das anständig ist“, sagte Weise der „Welt am Sonntag“. Statt für immer mehr Regulierung, die dann doch wieder unterlaufen würde, sprach sich der BA-Chef für „gute Unternehmensführung“ aus. „Bei Amazon gibt es auch dafür Belege. Viele Arbeitsplätze wurden geschaffen, auch feste, unbefristete.“
Der Versandhändler war durch eine ARD-Fernsehdokumentation unter Druck geraten, in der die Arbeits- und Lebensbedingungen von Saisonarbeitern aus dem Ausland am hessischen Amazon-Standort Bad Hersfeld kritisiert wurden. Das Unternehmen zog Konsequenzen und beendete die Zusammenarbeit mit zwei Dienstleistern, die für die Betreuung beziehungsweise Sicherheit der Leiharbeiter zuständig waren. Der Deutschland-Geschäftsführer Ralf Kleber hatte dazu gesagt: „Die Fernsehbilder, die wir gesehen haben, machen mich betroffen.“ Weitere Konsequenzen würden geprüft. Kleber sprach sich für mehr Betriebsräte im Unternehmen aus.
Das für die Betreuung der Leiharbeiter zuständige Leipziger Unternehmen CoCo Job Touristik ließ über einen Anwalt, der auch den umstrittenen Sicherheitsdienstleiter vertritt, die in der ARD-Dokumentation vorgebrachten Vorwürfe zurückweisen. „Wir sind unverschuldet zwischen die Fronten geraten“, heißt es in einer Stellungnahme der Firma. Man werde auch juristisch dagegen vorgehen. Die Schelte für die Sicherheitskräfte sei ebenfalls nicht gerechtfertigt, sie hätten sich nach bisherigen Erkenntnissen „korrekt“ verhalten.