Interview Auf Ortskontrollfahrt mit Laura Larsson

Laura Larsson, Radiomoderatorin, Podcasterin und Autorin, geht im Herbst mit ihrem zweiten Soloprogramm auf Tour. Im Interview gibt sie einen Einblick.

Foto: Philipp Gladsome

Frau Larsson, wir leben in einer digitalen Welt. Wie würden Sie einem Menschen aus der Vergangenheit, der all das nicht kennt, Ihren Beruf erklären? Podcasts, Social Media?

Laura Larsson: Das ist eine gute Frage. Ich erkläre das – unter anderem auch älteren Verwandten – gern so: Ich komme vom Radio, damit kann im Prinzip jeder erst einmal etwas anfangen. Ich mache weiter Radio, nur nicht bei einem bestimmten Sender, sondern selbstbestimmt. Und in meinem Radio läuft keine Musik, sondern ich erzähle Geschichten. Das sind die Podcasts. Social Media ist etwas schwieriger zu erklären, letztlich bedeutet es, dass ich mein Leben in kurzen Videos zeige.

Sie haben den klassischen Einstieg in die Medienwelt gewählt – ein Volontariat beim Radio – und waren danach lange als Radiomoderatorin tätig. Schon dort haben Sie als Laura Larsson moderiert. Wann und warum haben Sie sich für einen Künstlernamen entschieden?

Larsson: Das war keine bewusste Entscheidung für einen Künstlernamen. „Laura Larsson“ ist ein Produkt der frühen Facebook-Ära. Als ich mich vor 20 Jahren dort angemeldet habe, stand ich dem neuen Medium sehr skeptisch gegenüber. Wenn ich darüber heute nachdenke, muss ich schon lachen. Ich wollte mich dort auf jeden Fall nicht mit meinem echten Namen anmelden und da ich ein großer Schweden-Fan bin, habe ich mich einfach für Larsson entschieden. Das klang hübsch. Als ich später meine erste eigene Radiosendung bekommen habe, wurde ich gefragt, unter welchen Namen ich moderieren möchte: der volle Klarname, nur der Vorname – ich habe mich für meinen Facebook-Namen entschieden und dabei ist es bis heute geblieben

Nach Social Media kam vor einigen Jahren die Podcastwelle. Ihr erster Podcast „Herrengedeck“ gehörte zu den fünf erfolgreichsten weltweit. Wie ist er entstanden?

Larsson: Ich würde sagen, aus einem Brainstorming mit meiner Kollegin Ariana Baborie. Sie war beim gleichen Sender, aber in einer anderen Sendung. Beim Radio ist vieles limitiert, es gibt bestimmte Vorgaben. Der Redeanteil darf nur einen bestimmten Zeitraum umfassen, dazwischen immer wieder Musik, Staumeldungen, Nachrichten. Wir hatten beide das Gefühl, mehr erzählen zu wollen. Damals war YouTube ganz groß. Wir haben über einen eigenen Kanal nachgedacht, fanden das aber technisch zu schwierig. Etwa zeitlich parallel erschien der Podcast „Fest & Flauschig“ mit Jan Böhmermann und Olli Schulz. Da haben wir gedacht: Das können wir auch. Zumal das Schneiden von Aufnahmen zu unserem Metier gehört. Mit zwei Mikrofonen aus dem Sender haben wir die ersten Folgen aufgenommen. Das Schöne: Beim Podcast muss man sich über vieles keine Gedanken machen. Wie sehe ich aus? Was ziehe ich an?

Inzwischen läuft Ihr dritter Podcast, etwa alle drei Tage kommt eine neue Folge von „Zum Scheitern verurteilt“. Sie gehen sehr offen mit den eigenen „Unzulänglichkeiten“ um. Macht es Ihnen nichts aus, soviel von sich preiszugeben?

Larsson: Ich kann sehr gut Scherze auf meine eigenen Kosten machen. Das macht auf eine Art auch nahbar – denn vieles was mir passiert, kennen andere Menschen aus ihrem Leben auch. Dennoch finden 80 Prozent unseres Lebens nicht im Podcast statt. Es gibt Grenzen: Alles, was mit anderen Menschen, etwa der Familie, zu tun hat, stimme ich vorher ab. Das Wichtigste aber ist, den Zuhörerinnen und Zuhörern das Gefühl zu geben, sie säßen mit mir am Küchentisch. Nahbar zu sein, nicht von oben herab zu sprechen.

Ab Herbst gehen Sie mit „Laura Larsson: OKF – Ortskontrollfahrt“ auf Tour. Was erwartet die Zuschauer?

Larsson: Eine Reise in mein Leben in der Kleinstadt. Meine Jugend, aber auch der Blick ins heute: Ich lebe ja wieder dort und schaue darauf, wie sich die Menschen entwickelt haben, die ich von damals kannte. Das ist natürlich ein Spiel mit Klischees, aber da ich selbst dem Klischee der Kleinstädterin am meisten entspreche, passt das schon.

Es ist Ihre zweite Solo-Tour, die erste war binnen Minuten ausverkauft. Haben Sie damit gerechnet? Was hat das bei Ihnen ausgelöst? Erfolgsdruck? Auch für die neue Tour können Sie bereits mit Zusatzterminen planen

Larsson: Gerechnet habe ich damit wirklich nicht, freue mich aber natürlich. Vor allem über das Vertrauen der Menschen, die keine Ahnung haben, wie ich auf der Bühne bin. Sie kennen mich nur aus dem Podcast, holen sich aber ein Ticket. Das setzt mich schon unter einen gewissen Erfolgsdruck. Jetzt muss ich abliefern, es muss eine gute Show werden.

Auf der Bühne haben Sie eine andere Nähe zu den Zuhörern als etwa bei einem Podcast. Wie stellen Sie sich darauf ein? Wie viel Interaktion findet statt?

Larsson: Interaktion ist mir sehr wichtig, ich lasse ganz viel Platz für Spontanität. Viele kennen die Podcasts, das muss ich auf dem Schirm haben. Mein Anspruch ist es, sowohl die „Neuen“, die meinen Podcast nicht kennen, abzuholen, sodass sie mich kennenlernen können. Die anderen wiederum sollen keine Doppelung erleben, sondern möglichst viel neues erfahren.

Was sind Ihre beruflichen Wünsche für die Zukunft? Was wollen Sie unbedingt noch ausprobieren?

Larsson: Fernsehen ist etwas, das mich reizt. Ich bin ein Kind der 90er-Generation und habe viel Fernsehen geschaut. Dadurch ist auch der Wunsch entstanden, zu moderieren. Wie viele andere, die ins TV wollten, bin ich erst einmal zum Radio gegangen. Vor dem Fernsehen kam aber der Podcast dazwischen. Aber Fernsehen steht weiterhin fest auf meiner To-Do-Liste. Ich liebe Shows mit vielen Gästen und Musik. So etwas würde ich gern machen, aber bitte in lustig.

Termin: Am 17. und 18. September ist Laura Larsson mit der Programm-Preview in der Kulturfabrik Krefeld zu erleben. Tickets gibt’s online unter: www.lauralarsson.de