Bayreuth: Das Personalkarrussel ist noch nicht zu Ende

Bis zum Herbst können sich nicht nur Familienmitglieder bewerben.

Düsseldorf. Katharina Wagner, einzige Tochter aus Wolfgangs zweiter Ehe mit seiner einstigen Pressesprecherin Gudrun, ist nicht öffentlichkeitsscheu. So stellte sie ihr Traum-Team lschon vor längerer Zeit ganzseitig in einem Gespräch mit der FAZ vor: Es waren, außer ihr selber natürlich, der Festspielmanager und vormalige Leiter der Salzburger Festspiele, Peter Ruzicka, außerdem den Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, Christian Thielemann. Aber sie stieß im Stiftungsrat auf wenig Gegenliebe: Beide Herren sind in ihren Metiers äußerst umtriebig. Ruzicka leitet noch ein Festival für Neue Musik und komponiert selber, Thielemann hat zahlreiche Gastverpflichtungen.

Und sie selber hat zwar den "Holländer", "Lohengrin" und die "Meistersinger" inszeniert. Für eine Festspielleitung muss man jedoch - und dies war auch bei Wolfgang der Fall - weniger gestalten als managen. Darin ist ihr denn auch die Halbschwester Eva Wagner-Pasquier, Tochter von Wolfgang und seiner ersten Frau Ellen, haushoch überlegen. Sie war an den berühmtesten Bühnen der Welt, verfügt nicht nur über Knowhow, sondern ist im musikalischen Überbau weltweit bestens vernetzt. Eva hat es Wolfgang unterdessen offenbar hochherzig verziehen, welche Schmach er ihr seinerzeit zufügte, als er sie aus dem Haus jagte.

Nike Wagner aber wird im Postengeschacher zum regelrechten Fach, ausgetrickst mit allen üblen Nibelungen-Künsten. War schon ihr Vater, der sensible und hochintelligente Regisseur Wieland, der Bayreuths künstlerischen Ruf nach der Nazi-Zeit maßgeblich wieder eroberte, kein Liebling auf dem Grünen Hügel, so galt das erst recht für seine Kinder. Sie ist derzeit Intendantin des prosperierenden, ambitionierten Kunstfestes Weimar. Nike Wagner und Eva Wagner-Pasquier wären vom intellektuellen und künstlerischen Format das ideale Gespann für den unvermeidlich fälligen zweiten Bayreuther Neuanfang gewesen, der ja erst durch Wolfgang Wagners Rücktritt ermöglicht worden ist.

Ursprünglich war diese Lösung auch von beiden so geplant. Gemeinsam reichten sie, allerdings erst kurz vor dem gestrigen Termin, ein Konzept bei dem Stiftungsrat ein. Was Eva getrieben hat, sich dennoch zu einer Rückkehr nach Bayreuth und einer Kooperation mit Katharina bewegen zu lassen - es liegt jenseits aller Deutungen und jenseits dessen, was bekannt ist.