Oper: Liebe mit Eleganz

Meyerbeers „L’Africaine“ ist spitze.

Gelsenkirchen. Giacomo Meyerbeer, eigentlich Jakob Meyer Beer, ist ein zu Unrecht vernachlässigter Opernkomponist. Er war einer der Großen des 19. Jahrhunderts, feierte Triumphe in Paris und später auch als Generalmusikdirektor der Königlichen Oper Berlin. Im Musiktheater im Revier hat man jetzt Gelegenheit, sein letztes Werk "L’Africaine" zu hören, um die Faszination seiner Musik zu erleben.

Die Oper handelt von dem Seefahrer Vasco da Gama. Wie auf einen Historiengemälde von Kaulbach begleiten wir ihn auf seinen Abenteuerreisen, erleiden Schiffbruch an einem sagenumwobenen Kap, erobern ferne Länder und geraten in die Macht fremdenfeindlicher Brahmanen.

Regisseur Andreas Baesler erzählt seine Geschichte, als blättere er in einem alten Folianten. Vor jedem Akt wird der folgende Text eingeblendet. Wenn sich der Vorhang hebt, taucht man in leuchtende Welten ein, von Andreas Wilkens und Susanne Hubrich ganz im Stile der Grande Opéra ausgestattet. Im Zentrum steht eine vertrackte Dreierbeziehung.

Der Held wird von zwei Frauen geliebt, Inès, die einen anderen heiratet, um ihren Geliebten aus lebenslanger Haft zu befreien, und von der Sklavin Sélica, die sich als indische Prinzessin entpuppt und Vasco durch eine fingierte Hochzeit vor der Hinrichtung bewahrt. Nicht nur die Handlung erinnert an Bellinis "Norma". Meyerbeer gelingt eine genuin französische Musik, die bei großer Leidenschaft immer elegant bleibt. Man merkt, dass er wie Beethoven, Liszt oder Schubert von Antonio Salieri lernte. Ihm gelingen große Chöre, vorzüglich dicht²e Ensembles, breite orchestrale Schilderungen.

Man kann zu dieser hervorragenden Ensembleleistung nur gratulieren: sängerisch durchgängig hohe Qualität.Die Protagonistinnen ragen besonders heraus. Man bestaunt den leuchtenden Sopran von Leah Gordon als Inès, Hrachuhí Bassènz setzt ihr ein dramatischeres Timbres entgegen. Sie gewinnt von Akt zu Akt an Profil und beschließt den Abend mit einer grandiosen Sterbe-Arie. Christopher Lincoln als Vasco ist stark, wo er seine heldische Strahlkraft einsetzen kann. Rumpelig herb Jee-Hyun Kim als treuer Gefolgsmann Nélusko. Samuel Bächli leitet die Neue Philharmonie Westfalen mit sicherer Hand. Jubel!

Dauer: 3 ½ Stunden mit 1 Pause, Folgetermine: 24., 27. 4., 8., 15., 16., 19.6. Karten: 0209/4097200