Der Dichter und die Sängerin im Weltkrieg

Am Donnerstag kommt mit „Edge of Love“ ein romantisches Liebesdrama in die Kinos.

Düsseldorf. Schon in der ersten Szene des Films "Edge of Love" prallt die Schönheit und der verzaubernde Gesang von Vera Phillips (Keira Knightley) auf die düstere Realität Londons im Zweiten Weltkrieg: Vera singt nicht im Konzertsaal, sondern in einem U-Bahn-Schacht, und statt eines Begleitorchesters ertönt ein grollender Bombendonner. Der Kontrast zwischen verträumtem Liebesglück und grausamer Realität zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film.

Zufällig trifft Vera in einer Bar ihre Jugendliebe Dylan Thomas (Matthew Rhys) wieder. Das Glück ist beiderseits, doch schnell stellt sich heraus, dass Dylan inzwischen mit Caitlin (Sienna Miller) verheiratet und Vater eines Kindes ist. Trotz dieser Vorgeschichte freunden sich Vera und Caitlin an.

Doch ständig steht die Freundschaft auf der Kippe, da weder Dylan noch Vera ihre Zuneigung vertuschen können. Auch Veras überstürzte Hochzeit mit William Killick (Cillian Murphy), der kurz darauf einberufen wird, bringt keine Klarheit der Verhältnisse.

Als die drei beschließen, zurück nach Wales aufs Land zu ziehen, spitzt sich das Dilemma zu: Dylan verliert sich selbstverliebt in seine Poetik und Gedichtskunst, trinkt viel und interessiert sich ansonsten vor allem für andere Frauen - auch weiterhin für Vera, die für ihn eine harmonische Vergangenheit verkörpert. Seine Zuneigung zeigt er ihr ziemlich offen, obwohl seine Ehe mit Caitlin stark darunter leidet.

Und so spürt der Zuschauer die drückende Atmosphäre, die wie eine stehende, schwüle Luftsäule über der Frauenfreundschaft und den beiden noch frischen Ehen schwebt. Dass sich Dylan und Vera schließlich ihrer Leidenschaft hingeben, ist nicht überraschend und dennoch schwer nachvollziehbar, da man als Zuschauer die Jugendliebe der beiden nicht miterlebt hat.

Sehr eindringlich zeichnet der Film dagegen die Figur des William nach, der schwer traumatisiert aus dem Krieg zurückkehrt. Bei lauten Geräuschen erlebt man mit, wie diese in Williams Kopf zu explodierenden Granaten werden. Auch hier wird wieder der harte Kontrast deutlich: Eine heitere Situation im Wohnzimmer wirkt wie eingefroren, als William mit gezückter Handgranate im Raum steht.

Es ist Regisseur John Maybury gelungen, Charaktere und Handlung glaubwürdig darzustellen - vielleicht auch, weil die Geschichte das Leben des großen walisischen Schriftstellers und Dichters Dylan Thomas (1914-1953, "Unter dem Milchwald") spiegelt.

Dennoch gibt es Entwicklungen, die etwas fremd bleiben. Dazu gehört die innige Freundschaft von zwei Frauen, die doch den gleichen Mann begehren, und auch die leidenschaftliche Liebe von Dylan und Vera.

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