Tanz: Kyoto-Preis 2007 für Pina Bausch
Was die Menschen bewegt, das interessiere sie viel mehr als wie sie sich bewegen, meinte die Choreografin Pina Bausch zu Beginn ihres Wuppertaler Engagements vor fast dreieinhalb Jahrzehnten. Jetzt wird die Künstlerin für ihr Lebenswerk geehrt.
Wuppertal. Und dabei ist es bis heute geblieben. Die verborgenen Schichten der menschlichen Seele, Kindheitserinnerungen, Verletzungen, die immer währende Spannung zwischen den Geschlechtern, Erfahrungen und Erinnerungen: Das sind die Themen, die das mittlerweile international gefeierte Wuppertaler Tanztheater unter Pina Bausch (66) rund um den Globus auf die Bühnen bringt.
Öffentlich nimmt die mit allen erdenklichen Tanzpreisen ausgezeichnete Star-Choreografin zu ihrer Kunst niemals Stellung; sie ist in Worten eher unbeholfen, "redet" ausschließlich mit ihren Stücken. Für ihr Lebenswerk bekam die Choreografin gestern den mit 400 000 Euro dotierten Kyoto-Preis zuerkannt.
Nach Ansicht des Komitees hat sie die Barriere zwischen Tanz und Theater niedergerissen und der Theaterkunst eine neue Richtung gewiesen. Pina Bausch habe als Choreografin und Intendantin des Tanztheaters Wuppertal eine kreative Ausdrucksweise erschaffen, die die Empfindungsfähigkeit sowohl der Tänzer als auch der Zuschauer anrege, hieß es. Die Auszeichnung wird in den drei Kategorien Kunst und Philosophie, Hochtechnologie sowie Grundlagenforschung vergeben.
Der 1984 von Kazuo Inamori, dem Gründer des Technologie-Konzerns Kyocera, ins Leben gerufene Kyoto-Preis zählt neben dem Nobelpreis zu den wichtigsten Auszeichnungen der Wissenschaft und Kultur. Die Preise werden am 10. November in Kyoto überreicht. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der Philosoph Jürgen Habermas, der japanische Modeschöpfer Issey Miyake, der österreichische Musiker und Dirigent Nikolaus Harnoncourt, die Künstler Maurice Béjart und Roy Lichtenstein.