20 Jahre MMK - Ein Museum packt aus

Frankfurt/Main (dpa) - 20 Jahre nach seiner Eröffnung packt das Museum für Moderne Kunst aus. Nur ein Bruchteil des Frankfurter Sammlungsbestandes ist normalerweise sichtbar - zum Jubiläum wird die Ausstellungfläche vorübergehend vervielfacht.

Für die Jubiläumsschau „20 Jahre Gegenwart“ bespielt das MMK sieben Stockwerke eines leerstehenden Bürogebäudes. Langfristig strebt die Chefin eine dauerhafte Erweiterung des Hauses an. „Das ist kein Traum, das ist eine realistische Überlegung, allerdings mit einer sehr langfristigen Perspektive“, sagte Susanne Gaensheimer im Interview.

30 Jahre nach der Gründung und 20 Jahre nach der Eröffnung umfasst die Sammlung inzwischen 4500 Werke ab den 1960er Jahren. Zu den „Stars“ der Sammlung zählen Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Bruce Nauman, Gerhard Richter, On Kawara. Das vielleicht bekannteste Kunstwerk ist die gruselig-traurige „Tischgesellschaft“ vom Katharina Fritsch. Gesammelt wird nicht von jedem etwas, sondern von wenigen viel: Von den meisten der 440 vertretenen Künstler besitzt das MMK ganze Werkgruppen, einige haben die ihnen gewidmeten Räume selbst gestaltet.

Die Sammlung ist älter als das Haus, das sie beherbergt: 1981 kaufte die Stadt Frankfurt die Sammlung Ströher als Grundstock für das MMK. Unter Direktor Jean-Christophe Ammann (1989-2001) wuchsen Qualität und Umfang der Sammlung. Sein Nachfolger Udo Kittelmann (2002-2008) musste etwas verdauen, was in den Medien als „Desaster“ und „existenzielle Krise“ beschrieben wurde: Ein Sammler forderte rund 500 Werke zurück, die als Dauerleihgabe für das MMK gekauft worden waren. Von „Geheimverträgen“ zwischen dem Sammler und dem Direktor war danach die Rede, von Missbrauch der Institution Museum zur Wertsteigerung einer Privatsammlung.

Manche der 2005 abgezogenen Werke kaufte die Stadt später zurück, andere Privatsammlungen füllten die entstandenen Lücken. Heute machen Schenkungen von Künstlern mehr als ein Viertel des Sammlungsbestandes aus. „Ein bemerkenswertes Indiz für das Vertrauen der Künstler in dieses Haus“, findet Gaensheimer. Auf Dauerleihgaben lasse sich das MMK heute nur noch „sehr punktuell“ ein, sagte sie der dpa.

Dass das MMK einen so hohen Wiedererkennungswert hat, liegt auch an dem auffälligen Bau, der am 6. Juni 1991 eröffnet wurde. Das im Volksmund „Tortenstück“ genannte Museum hat die Form eines spitzwinkeligen Dreiecks. Der Stadtplaner Christoph Mäckler hält das MMK bis heute für einen vorbildlichen Bau. Das MMK entstamme zwar der Postmoderne, anders als andere Museumsbauten aus dieser Zeit sei es aber nicht „selbstdarstellerisch“, sondern „exakt durchgearbeitet“ und beziehe sich gut auf seine Umgebung. Gebaut wurde das MMK von Hans Hollein, dessen Sohn Max unter anderem die Kunsthalle Schirn wenige Meter vom MMK entfernt leitet.

Charakteristisch für die Ausstellungen im MMK waren lange Zeit die „Szenenwechsel“: Um mehr Kunstwerke zeigen zu können, wurde die Ausstellung alle sechs Monate umgestaltet. „Bisher war es nicht möglich, den umfangreichen Bestand in seiner Gesamtheit zu zeigen“, sagt MMK-Sprecherin Christina Henneke. Für die „nie dagewesene Überblicksausstellung“ erweitert das MMK nun seine Ausstellungsfläche für vier Monate um 4000 Quadratmeter. Es nutzt dafür drei Standorte: Das Haupthaus, die Dependance „Zollamt“, die 2007 dazukam, und das ehemalige Degussa-Gebäude am Mainufer.