Ägyptens „VIPs“ in München: Neues Museum eröffnet
München (dpa) - Der Gott Horus begrüßt die Besucher im neuen Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München. Die Statue der Gottheit mit menschlicher Gestalt und dem Kopf eines Falken ist das erste Kunstwerk, das die Besucher sehen, wenn sie die große, ausladende Treppe im Museumsneubau hinabsteigen.
Die Figur soll auch diejenigen abholen, die sich bislang nur laienhaft mit der alten Hochkultur befasst haben. „Das ist das, was Lieschen Müller von Ägypten weiß“, sagt Museumsdirektorin Sylvia Schoske am Montag bei der großen Eröffnung des neuen, unterirdischen Museums.
Als eines der wenigen Häuser ihrer Zunft haben die Münchner sich - anders als noch im alten Museum in der Residenz - jetzt gegen einen chronologischen Rundgang durch die Kunst des alten Ägypten entschieden. Das Museum präsentiert seine Kunstwerke nun thematisch geordnet in Räumen wie „Religion“, „Pharao“ oder „Jenseitsglaube“. „Es gibt keinen Wettbewerb zwischen den Objekten und ihrer Umgebung“, sagte Schoske. Je nach Beleuchtung könnten aber völlig unterschiedliche Stimmungen erzeugt werden.
Das ist vor allem dem zwar schlichten, aber dennoch spektakulären unterirdischen Bau des Architekten Peter Böhm zu verdanken. Er hat nichts verwendet als Beton, Stahl und Glas - damit aber die perfekte Grundlage geschaffen für die Welt der alten Ägypter und ihre „VIPs“ wie die Pharaonen Echnaton, Ramses und Hatschepsut. Rund 1800 Quadratmeter stehen für die Dauerausstellung zur Verfügung, 400 weitere für Sonderausstellungen. Der Neubau hat nach Angaben des bayerischen Kunstministeriums gemeinsam mit der benachbarten neuen Filmhochschule (HFF) knapp 107 Millionen Euro gekostet. Rund drei Millionen kamen noch einmal für den Umzug des Museums dazu.
Besonders eindrucksvoll ist „das Jenseits“, wie die Museumsleute den Raum „Jenseitsglaube“ nennen. Kunstvolle Sarkophage sind dort zu sehen - aber keine Mumien. „Das hat ethische Gründe“, sagt Schoske und verweist auf einen Erklärtext in einer Vitrine. „Der Umgang mit Mumien muss sich an der Haltung der alten Ägypter zu den Verstorbenen orientieren“, steht da. „Nur die Leichname derjenigen werden bildlich dargestellt, denen ein ewiges Leben verwehrt bleibt.“ Fazit für das Museum: „Der Leichnam bleibt unsichtbar.“
Wer mehr wissen will über die Religion im alten Ägypten, über die Götter oder Bestattungsriten, der kann sich über moderne Medienstationen mit Touch-Screens informieren - oder über ein Info-Tablet, das den Besuchern verschiedene Führungen anbietet. Auch für Kinder gibt es Extra-Angebote. Nur Sitzgelegenheiten, die gibt es kaum. Wohl, weil sie nicht so recht in das Raumkonzept mit schmalen, langgezogenen Räumen passen wollen. Wer schlecht zu Fuß ist, kann sich aber an der Information einen Klappstuhl mitnehmen.
Den können Besucher dann auch vor der weltweit einzigen Doppelstatue eines ägyptischen Königs aufbauen, der 4500 Jahre alten Darstellung von Pharao Niuserre. Daran findet auch Horst Seehofer Gefallen, der das Museum nach einem kurzen Rundgang über den grünen Klee lobt und von einem „Glanzlicht“ spricht. Nachdem er sich neben der Pharao-Figur hat fotografieren lassen, sagt er zu Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP): „Wir stehen auch in 1000 Jahren in so einer Vitrine.“