Der Goldene Löwe für einen Biennale-Neuling
Den besten nationalen Pavillon bei der Kunstschau in Venedig stellt in diesem Jahr Angola. Deutschlands Beitrag geht leer aus.
Venedig. Der deutsch-britische Künstler Tino Sehgal ist bei der 55. Kunst-Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen als bester Künstler ausgezeichnet worden. „Es ist eine große Ehre, ich bin ein bisschen überrascht, und ich freue mich“, sagte der 36 Jahre alte Sehgal nach der Preis-Vergabe. Die Auszeichnung für den besten nationalen Pavillon wurde von der fünfköpfigen Jury unter Vorsitz der Tate-Kuratorin Jessica Morgan (London) an Angola vergeben.
Mit dem südwesfütafrikanischen Land wurde einer der Newcomer auf der Biennale ausgezeichnet. Der in London und Newport ausgebildete Fotograf Edson Chagas stellt in dem Pavillon unter dem Motto „Luanda, Encyclopedic City“ eine Serie von 23 großformatigen Fotos aus, als Teil seines Projektes „Found Not Taken“. Chagas, Jahrgang 1977, kreist in seiner Fotoserie die Alltagsgegenstände der Wegwerfgesellschaft ein, in diesem Fall die seiner Heimatstadt: Ein unförmiger kaputter Stuhl, eine Plastiktüte über dem Kopf, ein weggeworfenes Metallgestell, das an einem Pfahl lehnt.
Der deutsche Beitrag, unter anderem mit einem Werk des chinesischen Künstlers und Regimekritikers Ai Weiwei, ging dagegen leer aus. Vor zwei Jahren hatte der mit Werken des 2010 gestorbenen Künstlers Christoph Schlingensief gestaltete deutsche Pavillon noch den Goldenen Löwen erhalten.
Den Silbernen Löwen für den vielversprechendsten jungen Künstler bekam Camille Henrot aus Frankreich. Besondere Erwähnungen gab es für die US-Amerikanerin Sharon Hayes, den Italiener Roberto Cuoghi sowie Zypern, Litauen und Japan.
Tino Sehgal konfrontiert seine Zuschauer mit einzigartigen surrealen Situationen. Seine Arbeit wird als Meditation über den Stellenwert von Kunst und Raum bezeichnet. Der in Berlin lebende 36-jährige Künstler erlaubt nicht, dass seine Kunst reproduziert oder dokumentiert wird.