Anklagen im Fälscher-Skandal

Quartett soll 50 Gemäldekopien auf den Markt geschleust haben.

Köln. Die Masche war dreist — erst ein falsches Etikett auf einer Bildrückseite ließ den Schwindel auffliegen. Seit den 90er Jahren soll ein betrügerisches Quartett bis zu 50 gefälschte Bilder von Malern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Kunstmarkt geschleust haben. Vor drei Jahren kam ein Verdacht auf, im Herbst 2010 kamen drei der mutmaßlichen Betrüger in U-Haft. Nach monatelangen Ermittlungen ist nun Anklage erhoben worden.

Namen wie Max Pechstein, Max Ernst, André Derain, Fernand Léger — ihre vermeintlichen Werke wurden für mehrere Millionen Euro von Auktionshäusern verkauft, sie hingen in Museen in Deutschland, den Niederlanden und in Paris.

Um die Herkunft der Bilder hatten die mutmaßlichen Betrüger eine unglaubliche Legende gestrickt. Helene B., ihr Ehemann Wolfgang B. und ihre Schwester Jeanette S. gaben vor, die Werke stammten aus der Sammlung ihres 1992 gestorbenen Großvaters Werner Jäger. Der rheinische Kaufmann habe die Werke bei dem berühmten jüdischen Kunsthändler Alfred Flechtheim gekauft. Der Vierte im Bunde, Otto S. (67) aus Krefeld, erklärte, seine Werke kämen aus der Sammlung seines Großvaters, des 1957 gestorbenen Schneidermeisters Wilhelm Knops. Knops und Jäger sollen gute Bekannte gewesen sein, so die Legende.

Den Fälscherpinsel soll Wolfgang B. geführt haben. Helene B. und ihre Schwester lieferten die Bilder in den Auktionshäusern ab. „Sie machten einen guten Eindruck“, sagte der Inhaber des Kölner Kunsthauses Lempertz.

Der größte Coup gelang der Bande mit der Fälschung des Gemäldes „Rotes Bild mit Pferden“ des Expressionisten Heinrich Campendonk. 2006 wurde es für 2,4 Millionen Euro bei Lempertz versteigert. Der Inhaber des Hauses, Henrik Hanstein, ist jetzt mit einem Schadensersatzprozess konfrontiert.

Auf den Rückseiten der Bilder aus der „Sammlung Jägers“ klebte das angebliche Herkunftsschild der Galerie Flechtheim. Schließlich war es der Flechtheim-Experte Ralph Jentsch, der die Aufkleber als Fälschung enttarnte.

Seit die Affäre um die Sammlung Jägers aufflog, sind der Kunstmarkt und auch Sachverständige blamiert. Mit High Tech-Röntgengeräten aus den USA will Lempertz sich künftig gegen Fälscherattacken wehren.