Erstes Atelier von Beuys wird hergerichtet

Das kleine Kleve stemmt ein Millionen-Projekt im ehemaligen Kurhaus.

Kleve. Am Sonntag bittet das Museum Kurhaus Kleve von 11 bis 17 Uhr zum Tag der Offenen Tür. Dann präsentiert es nicht nur seine Ausstellung und seinen Museumsbestand, sondern den Rohbau des wiederhergestellten Joseph Beuys-Ateliers. Anfang 2012 soll es eröffnet werden.

Der Künstler, der am Donnerstag 90 Jahre alt geworden wäre, hat hier von 1957 bis 1964 gearbeitet und eine schwere Schaffenskrise, einen depressiven Einbruch überwunden. Hier entstand das monumentale Eichenkreuz und das Tor für das „Ehrenmal der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs“ im Alten Kirchturm in Meerbusch-Büderich. Hier setzte er erstmals Fett und Filz in seiner Kunst ein.

Mit Beuys’ Wegzug nach Düsseldorf wurde das Gebäude zum Stadtarchiv umgewidmet und verbaut. Nun wird der Badetrakt mit viel Liebe saniert, soll das Arbeitsmilieu des jungen Künstlers wieder spürbar werden.

Kultur spielt in Kleve mit seinen gerade mal 49 000 Einwohnern eine erstaunlich große Rolle. Der Freundeskreis des Museums Kurhaus, das der kluge Guido de Werd leitet, ist auf 1600 Mitglieder angewachsen, die Bürger finanzieren das Kulturprogramm aus ihrer Privatschatulle. Für die Restaurierung haben sie bereits 455 000 Euro gesammelt, eine halbe Million sollen es werden. Die Stadt steuert 1,5 Millionen Euro bei, vom Land kommen zwei Millionen Euro.

In Kleve halten die Menschen zusammen. Das war schon zu Beuys’ Zeiten so. Er zog 1957 in das in das ehemalige Kurhaus ein, als der neue Besitzer, eine Schuhfabrik, Bankrott machte. Seine Frau Eva zahlte die Miete von 26,50 Mark im Monat — ein Spottpreis für fünf große Räume und sechs kleine, unter denen zum Teil noch zugeschüttete Bäder lagen.

„Wir sind kein Landesmuseum wie Moyland, sondern ein kommunales Museum. Keine Kleinstadt in Deutschland bringt so ein Engagement für die Kunst auf“, sagt de Werd. Er binde auch die Beuys-Witwe Eva stets in seine Überlegungen ein: „Das Atelier soll etwas von der Kraft und dem Denken dieses Mannes übermitteln.“