Ausstellung: Vision vom Retter aus Übersee
Der Künstler Max Beckmann floh vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam. Dort zeigt das Van Gogh-Museum die Werke.
Amsterdam. Max Beckmann handelte rasch: Einen Tag nach einer Hetzrede Hitlers gegen die Künstler der Moderne verließ der noch wenige Jahre zuvor gefeierte Maler am 19. Juli 1937 Deutschland, um nie mehr zurückzukehren. Für ein Jahrzehnt lebten er und Ehefrau "Quappi" in Amsterdam, stets hoffend auf ein Visum für die USA. Über 500 Werke des 1950 in St. Louis gestorbenen Künstlers entfernten die Nazis aus deutschen Museen.
Die unglücklichen Exiljahre wurden dennoch äußerst produktiv. Mit insgesamt 280 Malereien, etwa einem Drittel des für die Kunst des 20. Jahrhunderts so bedeutenden Oeuvres, nehme dieses schwere Jahrzehnt einen "Hauptplatz" im Schaffen des gebürtigen Leipzigers ein, sagte Museumsdirektor Axel Rüger.
In die nur scheinbar unpassenden Motive aus Zirkus, Kabarett, Kaffees, Bordellen und Bühnen lässt Beckmann gleichzeitig das eigene Schicksal, politische Anklage und seine philosophische Sicht eines "Welttheaters" einfließen, dem niemand entfliehen kann. Zu einem der Schlüsselbilder der Schau gerät so der "Akrobat" (1940), dessen muskulöser Körper hoch oben in der Zirkuskuppel in ein Trapez wie in einen fragilen Rahmen eingespannt erscheint, während die gaffende Menge tief unten auf den Sturz wartet.
Eine Reihe beeindruckender Selbstporträts, durchweg Höhepunkte der Amsterdamer Schau, entsteht wie zur Selbstvergewisserung während der Jahre mangelnder Anerkennung und großer Unsicherheit. Immerhin hatte der malende Flüchtling nicht nur Kontakte zum niederländischen Widerstand - er wurde während der Besatzungszeit auch gleichzeitig von einem hohen NS-Kulturfunktionär geschützt.
In der Manier Rembrandtscher Selbstporträts lehnt sich der Künstler auf einem aus Münchens Pinakothek geliehenen Bildnis von 1944 dem Betrachter zwar entgegen, verweigert aber mit seinem vorgestreckt angewinkelten Arm zugleich jede vertrauliche Annäherung. Aus US-Privatbesitz stammt das "Selbstporträt mit Horn" (1938), das mit malerischer Wucht, farblicher Delikatesse und einem skeptisch-wachsamen Gesichtsausdruck mehr beeindruckt als durch den Beckmann-Rekordpreis von 24 Millionen Dollar.
Zu sehen: 80 Gemälde und zahlreiche Zeichnungen sowie Zeitzeugnisse
Dauer: Die Schau "Max Beckmann in Amsterdam 1937-1947" wird erweitert noch vom 13. September bis 6. Januar 2008 in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen sein.
Geöffnet: Bis 19. August, di-do 10-18 Uhr, fr 10-22 Uhr, mo geschlossen, Eintrittskarten sind auch im Internet sowie City-Route auf Beckmanns Spuren: