Bryan Adams im NRW-Forum: Glamour trifft auf Krieg

Rockmusiker Bryan Adams stellt ab Samstag 150 Werke im NRW-Forum aus. Darunter sind auch Bilder von versehrten Soldaten.

Düsseldorf. Nein, auf gar keinen Fall dürfe es um Musik gehen, sagt eine Empfangsdame am Eingang streng. Da reagiere sie „mit Beißreflex“, wenn jemand komme, um Bryan Adams wegen seiner Lieder anzusprechen. Weil es hier und heute schließlich um die bislang eher unbekannte Seite des Rockmusikers geht: um Adams den Fotografen, der ab Samstag im NRW-Forum zum ersten Mal 150 seiner Arbeiten in Deutschland präsentiert.

Aber kann man einen wie ihn bei dem, was er öffentlich tut, noch losgelöst von seiner Musik betrachten? Nein. Denn beim Anblick dieses 53-jährige Rockmusikers, der mit schwarzen Sportschuhen an den Füßen und grinsend Dutzende Pressevertreter anblickt, muss man immer noch an den Struwwel-Jungen aus dem Video zur Teenie-Hymne „Summer Of 69“ oder an den Romantiker, der „Everything I Do, I Do It For You“ singt, denken. Erstens.

Und zweitens werden seine Fotografien gerade wegen dieses Wissens um den Rockstar zu fesselnden Dokumenten des Menschseins. Dass der Teenager plötzlich weg ist, merkt man erst, wenn man ihn zuvor auch kannte. Er ist verschwunden hinter Bildern voller ernster, ehrlicher und trotz Foto-Arrangements ungekünstelter Optik. In die Gesichter des Rock-Enfant-Terribles Tommy Lee und des Edelpunks Billy Idol hat sich ein Leben zwischen Exzess und Exzentrik eingegraben.

Schauspieler Ben Kingsley vermittelt trotz verrückter Posen im Hotelsessel eine Altersweisheit, die er schon in Filmen wie „Ghandi“ gezeigt hat. Dafür breitet die Millionärstochter Daphne Guinness den Modefetischismus in voller Pracht aus. Und die 2011 gestorbene Amy Winehouse vor Adams’ Kamera so lächeln und der Musik eines Plattenspielers innig lauschend zu sehen, ist gerade im Bewusstsein ihres kurzen Lebens so bewegend. „Es geht darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und aus dem Nichts heraus etwas zu erschaffen“, sagt der entspannte Adams auf die Frage, wie seine Bilder entstehen — und zupft sich dann doch nervös an den Fingern, als er auf die „anderen“ Porträts zu sprechen kommt.

Auf jene, die er von aus dem Krieg versehrt heimgekehrten Soldaten in seiner Wahlheimat London machte. Sie sind der endgültige, der nicht mehr weiter weg zu verortende Gegenpol zu Adams’ Musiker-Image. Denn sie sind weder kitschig noch oberflächlich, sondern brutal und in unerhört tiefem Sinne hoffnungsvoll. „Ich war immer ein Pazifist und Kriegskritiker. Das ist mein Weg, das Erbe des Krieges zu zeigen. Die Soldaten sieht man in England oft nur, wenn sie Orden bekommen. Aber man sieht sie nicht so wie hier.“

Die Bilder zeigen zwar Gesichter, in denen zwei Augen die einzigen Konturen inmitten einer von Feuer verbrannten Haut sind. Sie zeigen junge Männer ohne Arme und Beine. Aber sie zeigen eben auch den von Kopf bis Fuß verbrannten Karl Hinett, der sich trotzig das Wort „unvernarbt“ auf den Bauch tätowieren ließ. Oder Rory Macenkzie, der lacht, weil sich seine Tarnhose in der Beinprothese verheddert hat. Nichts könnte weiter entfernt sein vom „Summer Of 69“-Adams.